Nachrichten aus Dresdens Unterwelt

Seit dem April 2007 liefen auf Dresdens ältestem Platz, dem Altmark, archäologischen Untersuchungen. Anlass für die Maßnahmen war der Bau einer Tiefgarage unter dem gesamten Areal.

Mauerbefunde der historischen Randbebauung am östlichen Altmarkt von Dresden (Foto: C. Schubert, © Landesamt für Archäologie Sachsen)
Mauerbefunde der historischen Randbebauung am östlichen Altmarkt von Dresden (Foto: C. Schubert, © Landesamt für Archäologie Sachsen)

1370 fand der Stadtmarkt seine erste Erwähnung. Ab 1550 war er unter dem noch heute verwendeten Namen bekannt. In seinen ursprünglichen Abmessungen von 100 x 130 m blieb er über die Jahrhunderte praktisch unverändert. Dabei diente der Platz nicht nur als Markt sondern auch für höfische Feste. Seine Randbebauung wurde laufend der jeweiligen architektonischen Mode angepasst und war bis in die 40er Jahre des 20. Jh. ein herausragendes Beispiel stattlicher bürgerlicher Wohn- und Geschäftsarchitektur. Nach der Zerstörung 1945 wurde der Markt durch Zurücksetzung der Häuserfronten der Neubauten wesentlich erweitert, sodass unter seinen Randbereichen heute noch die Grundmauern und Keller der ehemaligen Bebauung erhalten blieben. Das der Altmarkt in historischer Zeit größten Teils unbebaut war - eine Ausnahme bildet das alte Rathaus´an der Nordseite des Platzes - ist aus archäologischer Sicht eine Besonderheit des untersuchten Geländes.

Bereits im Herbst 2005 fanden an der Nordseite des Marktes Sondagen statt, die einen ersten Einblick in den Schichtenaufbau des Platzes ermöglichten. Unter anderem wurden renaissancezeitliche Holzwasserleitungen freigelegt, der Belag der mittelalterlichen Marktplatzoberfläche dokumentiert und erstmals die Fundamentreste des alten Rathauses lokalisiert. Das 1380 erstmals erwähnte Rathaus wurde vermutlich Ende des 13. Jh. errichtet. Im Jahr 1707 wurde es abgetragen. Auf alten Stadtansichten und dem 1945 zerstörten hölzernen Stadtmodell von ca. 1500 ist seine Gestaltung überliefert. Seine präzise Lage und Ausdehnung waren bis dato jedoch unbekannt.

Auf der insgesamt ca. 4000 m² großen untersuchten Fläche bargen die 29 Ausgräber seit April tausende einzelner Fundobjekte und dokumentierten hunderte von Befunden. Als besonders interessant erwiesen sich Befunde von Grubenhäusern aus der Zeit um 1200 Hier hatten sich teilweise noch Treppenstiegen aus Lehm sowie Ofenreste erhalten. Die Grubenhäuser zählen zu den frühesten profanen Bauzeugnissen der Stadt Dresden.

In der letzten Grabungsphase wurden Keller und Grundmauern der früheren Randbebauung auf der Ostseite des Marktes untersucht. Im Bild ist gut zu erkennen, dass die ursprüngliche Bauflucht bis Februar 1945 deutlich vor der der Neubauten der Nachkriegszeit lag, wodurch der Altmarkt erheblich an Größe gewonnen hat.

Ebenfalls wurden nach nur sieben Wochen die Grabungen auf der ehemaligen Stadtbefestigung am Dr.-Külz-Ring beendet. Das Areal ist archäologisch von höchstem Interesse, da es direkt an der ehemaligen Stadtbefestigung im Süden der Dresdner Altstadt liegt. Nach der Schleifung der Anlagen im 18. Jh. befand sich hier eine Gartenanlage. Ende des 19. Jh. wurde auf dem Gelände die bis 1963 genutzte Kirche der Neuen Reformierten Gemeinde errichtet. Nach ihrem Abriss lag die Fläche brach.

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