Herforder Ausgrabung erbringt wichtige Erkenntnisse für die LWL-Archäologen

Einblicke in die Gründungszeit der Herforder Neustadt bietet die Ausgrabung, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) derzeit an der Komturstraße 27 durchführt. Seit gut fünf Wochen kommen hier mit jeder Erdschicht neue Erkenntnisse zum Vorschein.

Brandschicht aus dem frühen 13. Jahrhundert
Die Grabungsmitarbeiterin Anna Schutjak legt in 2,30 Meter Tiefe eine Brandschicht aus dem frühen 13. Jahrhundert frei. (Foto: LWL/Spiong)

Nicht nur dem überlieferten Gründungsjahr 1224 sind die LWL-Archäologen auf dem Grundstück sehr nahe gekommen. Erstmals kann anhand der Funde und Befunde auch die bauliche Gründungsgeschichte in Ansätzen rekonstruiert werden, womit Rückschlüsse auf die Entstehung der Neustadt möglich sind. Für Grabungsleiter Dr. Sven Spiong steht nun fest: "Im frühen 13. Jahrhundert musste zunächst das Gelände der geplanten Neustadt vorbereitet werden."

Zunächst schütteten die Arbeiter des Mittelalters Senken und störende kleinere Bachläufe zu. Der Sand für die mühsame Auffüllung der Unebenheiten stammte wahrscheinlich aus dem Aushub des zur gleichen Zeit errichteten Stadtgrabens. Diese Kulturschichten liegen heute in einer Tiefe von bis zu 2,30 Metern. Darin waren glücklicherweise Tonscherben enthalten, deren Alter die Archäologen ermitteln konnten: Es stimmt mit dem urkundlich überlieferten Gründungsdatum überein.

Das so vorbereitete Gelände bebauten die Herforder anschließend auf den neu errichteten Grundstücken mit Holzhäusern. Diese Bauwerke brannten jedoch immer wieder ab. Das spiegelt sich wiederum in der Erde, in der deutliche Brandschichten mit rot verziegeltem Fachwerklehm erkennbar sind.

Für die Fachleute lässt sich noch weit mehr im Boden ablesen: Die Herforder gaben nicht auf und bauten nach jedem Brand ihre Häuser schnell wieder auf - erneut aus Holz. Schließlich wurde das Gelände sogar um bis zu 60 Zentimeter aufplaniert, wahrscheinlich um das Areal trocken zu bekommen.

Auf diese Weise wurden die knapp 1,20 Meter unter der heutigen Oberfläche aufgebauten Holzhäuser des 13. Jahrhunderts sehr schnell ersetzt: Bis ins 14. Jahrhundert sind vier Häuser-Generationen nachweisbar. Nach einer erneuten Feuersbrunst zogen die offenbar wohlhabenden Bewohner Konsequenzen und bauten ein ebenso repräsentatives wie feuerfestes Steingebäude. "Die vier Holzbauphasen und die nachfolgende Steinbauphase zeigen, dass auf dem Grundstück immer wieder neu investiert und gebaut wurde. Das passt gut zum Boom der Stadt Herford im 13. und 14. Jahrhundert, dessen Neustadt unmittelbar mit der Gründung im Jahr 1224 besiedelt wurde", schlussfolgert Spiong.

Die aktuellen Untersuchungen sind eine Premiere: Es handelt es sich um die erste archäologische Ausgrabung in der Herforder Neustadt. Die Ergebnisse ermöglichen, den Aufwand für Grabungen im Vorfeld geplanter Baumaßnahmen besser abzuschätzen. Um zukünftigen Investoren in der Herforder Innenstadt eine bessere Planungssicherheit zu bieten, hat die Stadt Herford deshalb mit der LWL-Archäologie für Westfalen vereinbart, sämtliche Bauanträge mit Bodeneingriffen innerhalb der mittelalterlichen Stadtbefestigung dem archäologischen Fachamt zu melden. Auf diese Weise ermöglicht die Stadt den frühzeitigen Dialog zwischen Investoren und Archäologen, sodass die notwendigen Grabungen gut in den Bauablaufplan einbezogen werden können.

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