Echnaton aus dem 3D Labor

Erstmals wird im Zuge der heute eröffneten Ausstellung »Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete« im Neuen Museum Berlin auch die Büste ihres Ehemannes Echnaton ausgestellt, die in Herstellung und Ausführung dem »Kopf der Nofretete« kaum nachsteht.

Die Einzelteile der Echnaton-Büste als Computermodell © TU Berlin/3D Labor/Brych
Die Einzelteile der Echnaton-Büste als Computermodell © TU Berlin/3D Labor/Brych

Unter den zahlreichen Statuenfragmenten aus Stein und porträtartiger Bildhauermodelle aus Gips, die Ludwig Borchardt im Dezember 1912 geborgen hatte, befand sich neben der Büste der Nofretete auch ein Bildnis ihres Gemahls Echnaton. Die Pharaonenbüste ist hinsichtlich Größe und Gestaltung ein Pendant zur Büste der Königin. Damals war von der ehemaligen Pracht der Büste allerdings wenig zu erkennen, da das Objekt in mehrere Teile zerschlagen aufgefunden wurde. Außerdem fehlten Nase, Ohren, Lippen und das linke Auge. Die mutwillige, bereits antik erfolgte Zerstörung des Königsgesichtes geht dabei auf die Verfolgung des als Häretiker geächteten Religionsstifters Echnaton durch seine Nachfolger zurück.

Die restauratorische Zusammensetzung der Fragmente im Jahr 1913 ergab das Bild einer zwar zerstörten, aber handwerklich exquisiten Arbeit. Die Büste des Echnaton war – neben der bekannten Nofretete – das einzige, ehemals vollständig bemalte und sogar teilvergoldete Objekt aus der dem Bildhauer Thutmosis zugeschriebenen Werkstatt. Die Aufarbeitung der Büste des Echnaton stellte eines der zahlreichen Restaurierungsunternehmen dar, die für die aktuelle Ausstellung »Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete« im Neuen Museum Berlin durchgeführt wurden.

Um dem Besucher auch den Zustand vor dem »Facelifting« zeigen zu können, erhielten die Mathematiker des 3D Labors der TU Berlin zusammen mit dem Imaging-Science-Institute an der Charité den Auftrag eine exakte Kopie aus Spezialgips anzufertigen. Das 3D-Double nutzten die Restauratoren des Ägyptischen Museums übrigens auch dazu einige Restaurierungsmöglichkeiten auszuprobieren, bevor sie sie am Original ausführten.

Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete

7.12.2012 - 13.4.2013

Neues Museum
Museumsinsel Berlin

Öffnungszeiten: Täglich 10.00 bis 18.00
Phone: 030 - 266 42 42 42
www.neues-museum.de

Der Name »Amarna« bezeichnet die Ruinen der altägyptischen Stadt Achet-Aton, dem heutigen Tell el-Amarna. Der Ort wurde von Pharao Echnaton (Amenophis IV., 1351–1334 v. Chr.) gegründet, um dort in einer neuen Hauptstadt Tempel für die »Licht-Theologie« seiner einzigen Gottheit Aton bauen zu lassen. Die Stadt wurde in kurzer Bauzeit errichtet und um 1346 v. Chr. bezogen. Im Zuge der Rückbesinnung auf die alte religiöse Tradition unter Tutanchamun wurde Achet-Aton um 1331 v. Chr. allmählich aufgegeben. Anhand von ca. 1300 Exponaten wird die Amarna-Ära in ihrem kulturhistorischen Zusammenhang erlebbar. Dabei stehen nicht nur die häufig thematisierte Theologie und Kunst jener Zeit im Fokus; es werden vielmehr ebenso Alltag und Leben jener Metropole in den Blickpunkt gestellt.

Die Echnaton-Büste in 3D © TU Berlin/3D Labor/Brych
Die Echnaton-Büste in 3D © TU Berlin/3D Labor/Brych
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