Manfred K. H. Eggert: Prähistorische Archäologie

Konzepte und Methoden

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"Moderne" Einführungen in die Vor- und Frühgeschichte, die den methodischen Wandel der letzten Jahrzehnte reflektieren und verarbeiten, sind in Deutschland nicht nur selten: M.K.H. Eggerts neue Darstellungen der Methoden der prähistorischen Archäologie ist überhaupt die einzige Einführung in unser Fach, die diesem Anspruch gerecht wird und damit ein Desiderat scheinbar aufhebt. Tatsächlich ist es in den Proseminaren der Universitäten so, dass zumeist immer noch Eggers "Einführung in die Vorgeschichte" aus dem Jahre 1959 als grundlegende Einführung benutzt wird, notgedrungen ergänzt durch P. Bahn/ C. Renfrew "Archaeology", um zumindest einen gewissen Standard zu wahren.

In diesem Sinne ist die wohl jahrzehntelange Arbeit des M.K.H. Eggert, die sicherlich für das Erstellen dieses Paperback nötig war, durchaus positiv zu bewerten, - auch ich benutze sie jetzt in Proseminaren oder Einführungen, allerdings weiterhin neben den oben genannten Werken. Eggerts Einführung, die er nicht als Einführung verstanden wissen möchte, deckt inhaltlich die grundlegenden Aspekte des deutschen Faches ab: Definition des Quellenbestandes, Typologie, Klassifikation, Chronologie, ergänzt um die Frage nach den Wechselbezügen zwischen Kulturanthropologie und Archäologie und ein Kapitel zu den Berufschancen der Archäologen. Leider fehlen die so wichtigen Beschreibungen naturwissenschaftlicher Methoden zu Umwelt- und Wirtschaftsrekonstruktionen; Naturwissenschaften kommen im wesentlichen bei der Diskussion der Datierungsmethoden zum Zuge. Hier wird dem Einsteiger in die prähistorische Archäologie leider immer noch ein falsches Bild dessen vermittelt, was Archäologie heute ist: eine Grenzwissenschaft zwischen Natur- und Geisteswissenschaften, die historische und kulturanthroplogische Interpretationen vornimmt.

Grundsätzlich ist zu den Ausführungen Eggerts nicht viel negatives anzumerken. Das Kapitel über Seriation und Korrespondenzanalyse bleibt bei weitem hinter dem zurück, was in den letzten 20 Jahren zur Anwendung und Auswertung dieser statistischen Analyseverfahren beigetragen wurde: ein Standardverfahren der prähistorischen Methodik wird nur peripher vorgestellt. Auch die Rolle der Kalibration von Radiokarbondaten für die Diskussion des Aspektes "Zeit" und die Rekonstruktionsmöglichkeiten aufgrund verschiedener Kalibrationsverfahren werden von Eggert unterschätzt. Aber auch dies lässt sich leicht darauf zurückführen, daß das Buch sehr stark vom Wissenstand der achtziger und beginnenden neunziger Jahre getragen ist.

Überaus auffällig ist dem Rezensenten (wahrscheinlich aufgrund gleicher Schwächen) das Bedürfnis des Autors, Klassifikationen und begriffliche Abgrenzungen äußerst stringent zu betreiben. Eine "Wissenschaftlichkeit" wird festgeschrieben, die durch die wohl bewusst komplexe Sprache äußerlich noch weiter unterstützt wird. Kontrastiert werden damit an verschiedenen Stellen Kollegen, die scheinbar irrationaler argumentieren oder angeblich den methodischen Ansprüchen des Autors nicht genügen (z.B. S. 180, Anmerkung 33). Das hätte nicht in eine auch für das breite Publikum bestimmte Monographie gehört und schmälert erheblich den Wert des Buches. Trotz allem kann Eggerts Buch empfohlen, u.a. auch mangels Alternativen, im Unterricht eingesetzt und auch neu Interessierten empfohlen werden.

Weitere Literatur

  •  Hans Jürgen Eggers, Einführung in die Vorgeschichte (München 1959).
  • Paul Bahn & Colin Renfrew, Archaeology : theories, methods and practice (3. Aufl. London 2000).

Rezension zu

Eggert, Manfred K. H.
Prähistorische Archäologie: Konzepte und Methoden

Stuttgart: Uni-Taschenbücher 2000.
ISBN 3-8252-2092-3
430 Seiten, 45 Abb. u. 5 Tab.
Preis: 47,80 DM