Wie mikroskopische Pflanzenreste Auskunft über Wassermanagement im Alten China geben

Seit den ersten Versuchen der Menschheit, Pflanzen gezielt anzubauen, ist der Umgang mit Wasser eine zentrale Herausforderung. Zu wenig Wasser ist für die Landwirtschaft genauso schädlich wie zu viel Wasser. Dies gilt auch für das alte China, wo die ältesten Spuren des wasserintensiven Reisanbaus etwa 8.000 Jahre alt sind. Gleichzeitig fehlen allerdings archäologische Nachweise für frühe Maßnahmen des Wassermanagements, wie beispielsweise Dämme und Deiche.

Rispenhirse auf Versuchsfeld
Das Versuchsfeld für Rispenhirse im Jahr 2025 in der Kieler Forschungswerkstatt, Botanischer Garten der Universität Kiel. Foto: © Jingping An

"Es gibt also eine entscheidende Lücke im Wissen über die frühe Landwirtschaft des Alten China", sagt Dr. Jinping An, Umweltarchäologin am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und Mitglied im Exzellenzcluster ROOTS (Subcluster Dietary ROOTS).

Zusammen mit Prof. Wiebke Kirleis hat sie jetzt erfolgreich Fördermittel von der Key Scientific Research Base of Paleoenvironmental Reconstruction and Subsistence Studies in Archaeology, National Cultural Heritage Administration in China eingeworben, um diese Wissenslücke zu schließen. Das Projekt mit dem Titel "Trockenes Land oder Feuchtgebiet? Auf der Suche nach einem nützlichen Instrument zur Ermittlung der Wasserbewirtschaftung auf Ackerflächen im alten China" wird in Zusammenarbeit mit chinesischen Kolleginnen von der School of Archaeology der Shandong University durchgeführt.

In dem Projekt untersuchen die Kieler Forscherinnen kieselsäurehaltige Pflanzenreste – sogenannte Phytolithen – als wirksamen Indikator für die Wasserverfügbarkeit auf ehemaligen landwirtschaftlichen Flächen. Insbesondere für Weizen- und Gerstenfelder in ariden und semiariden Gebieten hat sich die Methode bereits bewährt. Ihre Eignung für die Untersuchung alter Reisfelder (Oryza sativa), Kolbenhirse (Setaria italica) und Rispenhirse (Panicum miliaceum) in China, einem Monsungebiet, soll jetzt in dem aktuellen Projekt ermittelt werden.

Parallel konzentrieren sich Kollegen in China auf die Verwendung stabiler Isotopenwerte von Nutzpflanzen zur Bestimmung der Wasserbedingungen auf Ackerflächen.

Mit der experimentellen Forschung in China und Deutschland wird das Projekt die Mechanismen der Phytolithbildung in Reis und Hirse unter verschiedenen Wasserbedingungen untersuchen. Außerdem werden wasserempfindliche Phytolith-Morphotypen in jeder Kulturpflanze identifiziert und ein Vorhersageindex zur Ermittlung der Wasserbedingungen auf alten Ackerflächen vorgeschlagen. „So werden wir ein wichtiges Teil zu dem komplexen Puzzle beisteuern, das das Wissen über die frühe Landwirtschaft im Alten China bildet“, sagt Dr. An.

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