Unter Wasser: Archäologische Entdeckungen am Fuß der Pfalz in Basel

Bei Unterwasserarbeiten am Rheinufer unterhalb der Pfalz (Basel) wurden römische Münzen, ein spätmittelalterlicher Siegelstempel und Teile des ersten Freibads von Basel entdeckt: eine überraschende Reise durch zwei Jahrtausende Basler Stadtgeschichte.

Mittelalterlicher Siegelstempel vom Fuß der Pfalzmauer
Spätmittelalterlicher Siegelstempel (Messing, 4,8 cm) des Domkantors Rudolf Kraft. Er wurde im Oktober bei archäologisch begleiteten Unterwasserarbeiten am Fuß der Pfalzmauer entdeckt. Foto: Philippe Saurbeck, Archäologische Bodenforschung Basel

Seit September begleitet die Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt die Sanierungsarbeiten an der Ufermauer unterhalb der Pfalz. Was zunächst wie eine rein technische Aufgabe wirkte, entwickelte sich rasch zu einer archäologischen Entdeckungsreise. Im schlammigen Übergangsbereich zwischen Mauer und Rhein traten Objekte zutage, die einen ungewöhnlich weit gespannten Bogen durch die Basler Geschichte ziehen – von der römischen Kaiserzeit über das Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert.

Besonders ins Auge fällt ein vollständig erhaltener, spätmittelalterlicher Siegelstempel mit der Umschrift »ECCE(LESIA).BASILIEN(SIS) + S(IGILLVM) RVDOLFI.CANTORI«. Das Wappen mit der charakteristischen Saufeder weist ihn als Siegel des Domkantors Rudolf Kraft aus, der zwischen 1296 und 1305 in den Quellen erscheint. Ein Fund dieser Qualität ist im Unterwasserbereich des Rheins überraschend – und zugleich ein Glücksfall, da der Stempel nicht nur eine persönliche Geschichte erzählt, sondern auch ein Stück institutioneller Vergangenheit des Basler Domkapitels sichtbar macht.

Neben dem mittelalterlichen Objekt wurden mehrere römische Münzen geborgen, darunter eine gut erhaltene Silbermünze (Siliqua) des Kaisers Gratianus aus den Jahren 375 bis 378 n. Chr. Auch solche Kleinfunde sind für die Archäologie wertvoll, da sie Hinweise auf Verkehrswege, Handelskontakte und das alltägliche Leben am Rhein liefern. Die aktuelle Mitteilung erinnert daran, dass der Ort schon früher spektakuläre Funde freigab. So heißt es: »Bereits im Winter 1932/33 kamen bei Niedrigwasser 580 Münzen aus der römischen Zeit sowie zahlreiche mittelalterliche Objekte zum Vorschein.«

Doch die jüngsten Entdeckungen beschränken sich nicht auf die Antike und das Mittelalter. Beim Absaugen der Sedimente tauchten auch Bauteile des ersten Basler Freibads von 1831 auf, des sogenannten »Pfalzbadhysli«. Ein eiserner Pfahlschuh, der einst einen Holzpfahl des Bads stabilisierte, verweist auf eine Epoche, in der der Rhein zunehmend zur Freizeit- und Badezone wurde – ein spannender Kontrast zu den älteren Schichten, in denen der Fluss vor allem ein Verkehrsweg, Ressourcengeber oder Entsorgungsort war.

Die archäologischen Untersuchungen profitieren von moderner Technik. Je nach Sichtverhältnissen kommen Unterwasserkameras, Drohnen und Metallsonden zum Einsatz, um die oft schwer zugängliche Zone zwischen Mauerfuß und Flussbett präzise zu dokumentieren. Damit erschließt sich ein Bereich, der durch Strömung, Sedimentation und historische Einwirkungen ein dichtes Archiv vergangener Nutzungen bildet.

Die Funde unter der Pfalz zeigen eindrücklich, wie vielschichtig ein einziger Abschnitt des Basler Rheinufers ist. Zwischen antiken Silbermünzen, einem Siegel mittelalterlicher Amtsträger und Überresten des frühesten Freibads entfaltet sich ein Panorama, das zwei Jahrtausende Stadt- und Alltagsgeschichte umfasst. Während die Sanierungsarbeiten weitergehen, bleibt offen, welche weiteren Hinweise der Rhein noch bereithält – und wie sie unser Bild der Basler Vergangenheit erweitern könnten.

Untersuchung von Mauerteilen am Rheinufer mit einem Unterwasserroboter
Mit einem Unterwasserroboter werden Mauerteile fotografiert, die unter dem Wasser liegen. Foto: David Roth, Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt
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