Barbarossa kommt nach Herne

LWL-Museum für Archäologie präsentiert kostbares Abbild

Barbarossa-Kopf
Barbarossa-Kopf. © Katholisches Pfarramt St. Johannes Evangelist zu Selm-Cappenberg. Foto: LWL

In der neuen Ausstellung "Aufruhr 1225!" präsentiert das LWL-Museum für Archäologie in Herne vom 27. Februar an Ritter, Burgen und Intrigen. Zu den hochkarätigen Exponaten der Schau des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) zählt der sogenannte Cappenberger Kopf. Das rund 30 Zentimeter hohe Abbild Friedrich Barbarossas ist das älteste plastische Bildnis eines deutschen Kaisers mit individuellem Charakter. Für die vergoldete Bronzeplastik haben die Ausstellungsmacher einen besonderen Platz geschaffen: Eine originalgetreue Kopie der Grabplatte des Klostergründers Gottfried von Cappenberg. "Auf der Platte hat Barbarossa womöglich schon vor 700 Jahren gestanden", sagt Mittelalterforscher und Projektleiter Dr. Stefan Leenen.

Graf Gottfried (um 1096 bis 1127) und die Mitglieder seiner Familie gehörten zu den einflussreichsten Adeligen im Reich. Gottfried und sein Bruder Otto standen im Jahr 1121 im Heer des Herzogs von Sachsen, das für den Dombrand in Münster verantwortlich war. Später bereuten die Geschwister die Tat und ließen ihr weltliches Leben hinter sich. Sie gaben ihr Vermögen der Kirche und wandelten ihre Stammburg in ein Kloster um - das Kloster Cappenberg bei Selm (Kreis Unna).

Dort wurde der Barbarossa-Kopf über Jahrhunderte als Behältnis für eine Reliquie des Evangelisten Johannes genutzt. Otto von Cappenberg, von 1156 an Probst des Klosters, vermachte das als Gefäß verwendete Herrscherbildnis seinen Ordensbrüdern. Standort des Kopfes war fortan vermutlich ein kreuzförmiger Sockel auf der Grabplatte seines Bruders. "Form und Größe des Sockels in der rechten Hand des Klostergründers lassen darauf schließen", erklärt Leenen.

Der Rotbart

Der Barbarossa-Kopf war ein Geschenk des Kaisers an seinen Taufpaten Otto von Cappenberg. "Es handelt sich dabei um eine idealisierte Darstellung von Friedrich Barbarossa, die mit der Wirklichkeit wohl recht wenig übereinstimmt", so der Archäologe. Ein Stirnreif spiele auf die Herrscher im antiken Rom an, in deren Tradition sich der Kaiser sah. Friedrich (1155 bis 1190) selbst konzentrierte seine Politik auch stark auf Italien. Dort nannte man ihn wegen der Farbe seines Bartes "Barbarossa" ("Rotbart").

Das Kloster Cappenberg wurde im Jahr 1803 aufgelöst. Die Grabplatte Gottfrieds in der noch bestehenden Stiftskirche ist heute nur eingeschränkt zugänglich. Daher soll die erstellte Kopie nach der Ausstellung an die Gemeinde gehen, damit sie dort zusammen mit dem Barbarossa-Kopf dauerhaft präsentiert werden kann.

Hintergrund:

Durch die Klosterstiftung Gottfrieds von Cappenberg wurde das territoriale Gefüge der Region im 12. Jahrhundert entscheidend verändert, denn die mögliche weltliche Vormachtstellung der Grafen zu Cappenberg wurde damit hinfällig.

Das Kloster Cappenberg wurde nach der Auflösung wieder zu einem Adelssitz. Es zählt heute zum Besitz der Grafen von Kanitz und beherbergt unter anderem eine Kunstgalerie und eine Außenstelle des LWL-Museums für Kunst und Kulturgeschichte. Die ehemalige Stiftskirche ist heute die Pfarrkirche St. Johannes Evangelist und steht unter der Leitung eines Prämonstratenser-Paters.

Die Ausstellung

1225 kommt der Kölner Erzbischof Engelbert, einer der mächtigsten Männer des Reiches, während eines Überfalls bei Gevelsberg im heutigen Ruhrgebiet gewaltsam ums Leben. Wie dieser Mord die ganze Ruhrregion veränderte - das ist Ausgangspunkt und Leitmotiv der größten Mittelalterausstellung, die bisher im Ruhrgebiet gezeigt wurde: "Aufruhr 1225! Ritter, Burgen und Intrigen", läuft vom 27. Februar bis 28. November 2010 im LWL-Museum für Archäologie in Herne.

Grabplatte mit Barbarossa-Kopf
Grabplatte mit Barbarossa-Kopf. © Katholisches Pfarramt St. Johannes Evangelist zu Selm-Cappenberg. Fotos: LWL
Blog-Beiträge durchblättern
Mit unserem kostenlosen Newsletter können Sie sich regelmäßig alle aktuellen Infos von Archäologie Online bequem in Ihr Postfach senden lassen.
An diesen Artikeln haben wir zuletzt gearbeitet: