Museumsprojekt "Blackbox Archäologie" mit Bürgerbeteiligung

15 Bürger:innen aus ganz Deutschland entwickeln ab sofort ein neues Online-Spiel und digitale Anwendungen für das LWL-Archäologiemuseum in Herne und das Römermuseum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Haltern am See sowie für das Deutsche Bergbau-Museum Bochum mit.

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Die Projektmitarbeiter:innen nutzen diverse digitale Plattformen, um auch in Coronzeiten mit dem Bürger:innen-Beirat in regen Austausch zu treten
Die Projektmitarbeiter:innen nutzen diverse digitale Plattformen, um auch in Coronzeiten mit dem Bürger:innen-Beirat in regen Austausch zu treten. (Foto: LWL/ A. Ellwart)

Im Rahmen des Verbundprojektes "Museum als CoLabor: Öffne die Blackbox Archäologie!" arbeiten die drei Museen erstmals mit ihren Besucher:innen schöpferisch zusammen. Die Museen wenden dabei neue Arbeitsweisen an, die das Entwickeln von digitalen Angeboten im Kulturbereich grundsätzlich erneuern sollen. Dr. Doreen Mölders, Leiterin des LWL-Museums für Archäologie, erklärt: "In dieser Form zusammenzuarbeiten ist nicht nur für uns neu. Es gibt nicht viele deutsche Museen, die in der Entwicklung von Digitalangeboten auf Bürger:innen-Engagement, also Kollaboration, und Laborcharakter setzen. Damit verfolgen wir regional einen Ansatz, der hoffentlich überregional Schule machen wird."

Knapp 90 Menschen haben bei dem Aufruf "Ich sehe was, was du nicht siehst" mitgemacht und sich für eine ehrenamtliche Mitarbeit beim Digitalprojekt "Blackbox Archäologie" beworben. Das Kern-Team des Beirats bilden 15 sogenannte Baumeister:innen. Sie entwickeln gemeinsam mit den Museumsmitarbeiter:innen und Expert:innen einer Digital-Agentur ein Online-Spiel sowie interaktive Medien wie "Virtual Reality" (kurz VR, zu deutsch künstliche Realität) und "Augmented Reality" (kurz AR, zu deutsch erweiterte Realität).

Prof. Dr. Stefan Brüggerhoff, Direktor des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, erläutert: "Digitalisierung und Beteiligung gehören für die Projektbeteiligten von "Blackbox Archäologie" eng zusammen. Dass Museen sich so weit öffnen und mit ihrer Zielgruppe gemeinsam Programme gestalten, ist keineswegs selbstverständlich, aber notwendig. Wir möchten wissen, für wen wir arbeiten und was unser Publikum braucht."

Die "Baumeister:innen" kommen aus dem Ruhrgebiet, Rheinland, Münsterland und aus Bayern. Bewerbungen sind auch aus Berlin, Baden-Württemberg, Hessen und Italien eingegangen. Die Beiratsmitglieder haben ganz unterschiedliche Hintergründe. Einige studieren Archäologie, Geschichte, Sozial-, Medien- oder Naturwissenschaften. Es sind aber auch Berufstätige dabei. Die Teilnehmer:innen sind überwiegend in den 1990er Jahren geboren und mit digitalen Medien groß geworden.

"Unsere Baumeister:innen bewegen sich ganz selbstverständlich in den Sozialen Medien und im Netz, spielen regelmäßig Computerspiele, haben zum Teil schon virtuelle Ausstellungen und 3-D-Modellierungen umgesetzt oder Computerspiele programmiert.", erklärt Projektleiterin Anika Ellwart. Auch ein Legionär der Römertruppe des LWL-Römermuseums ist mit dabei. "Neben der digitalen Welt spielen auch aktuelle politische Themen wie der Klimawandel eine Rolle und fließen in die Entwicklung der neuen Museumsangebote mit ein.", führt sie aus.

Die Zusammenarbeit der drei Museen mit dem Bürger:innen-Beirat hat bereits begonnen und gestaltet sich nach dem Vorbild des digitalen Arbeitens experimentell als "CoLabor". Im gemeinsamen digitalen Forscherlabor werden neue Kreativ-Methoden und Arbeitsweisen erlernt und genutzt, die einen Fokus auf die Nutzer:innen legen sowie vor allem gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen.

"Dazu zählt die Nutzung verschiedener digitaler Veranstaltungs- und Workshop-Formate ebenso wie die Zusammenarbeit über unterschiedliche Online-Tools. In Zeiten der Corona-Pandemie wagen die LWL-Museen und das Deutsche Bergbau-Museum Bochum damit einen wichtigen Beitrag zur Erneuerung des Arbeitslebens im Kulturbereich. Die Herangehensweise soll Vorbild für andere kulturelle Einrichtungen bundesweit sein." erklärt Ellwart weiter.

Welche digitalen Anwendungen am Ende der Entwicklungsphase Eingang finden in die Museen, ist zurzeit noch in Planung. "Die Abstimmungsprozesse in Arbeitsweisen mit Bürger:innen-Beteiligung sind komplex. Sie haben aber den Vorteil, dass die Museen ihre Angebote nicht an den Zielgruppen vorbei entwickeln.", sagt Doreen Mölders. Fest steht: Übergeordnet entsteht ein Online-Spiel, verknüpft mit mehreren VR- und AR-Anwendungen vor Ort in den drei Museen. Sie sollen Anreize schaffen, die Museen zu besuchen und die dort installierten Anwendungen auszuprobieren.

Im Rahmen digitaler Workshops haben die Projektmitarbeiter:innen gemeinsam mit den Beiratsmitgliedern bereits erste Ideen für ein Computerspiel entwickelt
Im Rahmen digitaler Workshops haben die Projektmitarbeiter:innen gemeinsam mit den Beiratsmitgliedern bereits erste Ideen für ein Computerspiel entwickelt. (Foto: LWL/ A. Ellwart)