Kleine Bronzestücke im großen Kontext

Ausstellung römischer Großbronzen wird eröffnet

Vor 2.000 Jahren schmückten überlebensgroße bronzene Statuen römische Kastelle und Siedlungen nahe dem Limes. Heute sind davon häufig nur noch Bruchstücke vorhanden, die bislang in den Museumsmagazinen schlummerten. Erstmals trugen jetzt Forscher fast 5.000 dieser Stücke von 132 Fundplätzen zusammen und untersuchten ihre Bedeutung in zivilen sowie militärischen Kontexten der römischen Grenzprovinzen.

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Lebensgroßer Kopf der Göttin Rosmerta aus Mainz-Finthen
Der lebensgroße Kopf der Göttin Rosmerta aus Mainz-Finthen ist einer der wenigen erhaltenen Köpfe im Untersuchungsgebiet. (Foto: Martin Neumann für VolkswagenStiftung)

Über vier Jahre hat das Forscherteam um Dr. Martin Kemkes vom Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg die einst in künstlerischer Feinarbeit gefertigten Großbronzenfragmente untersucht. Es befasste sich mit solchen Bruchstücken, die bei den Grabungen in den Militäranlagen und Siedlungen entlang des Limes zwar oft gefunden wurden, bei der wissenschaftlichen Auswertung bislang jedoch keine große Rolle spielten. "Bei der archäologischen, naturwissenschaftlichen und experimentellen Untersuchung haben wir unzählige interessante Dinge erfahren", berichtet Kemkes. Durch diese umfangreiche Datensammlung konnte das Forscherteam zum Beispiel belegen, dass die Verbreitung der imposanten, teils sogar vergoldeten Bronzefiguren vor allem in den ländlichen Gebieten abseits von Köln, Trier oder Mainz deutlich höher war, als bisher angenommen.

Die VolkswagenStiftung hat das Forschungsprojekt mit rund 519.500 Euro unterstützt. "Ohne die Förderinitiative 'Forschung in Museen' gäbe es dieses Projekt sicher nicht. Wir wären nie dazu in der Lage gewesen, solch ein großes Kooperationsprojekt in dieser Weise anzugehen", erklärt Kemkes. Denn für Forschungsprojekt und Ausstellung liehen sich die Wissenschaftler knapp 5.000 Fundstücke aus rund 70 Museen in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Frankreich, der Schweiz und Österreich aus. Die Ausstellung "Gebrochener Glanz - Römische Großbronzen am UNESCO-Welterbe Limes" präsentiert im LVR-LandesMuseum Bonn ab dem 20. März 2014 anschaulich die vielfältigen Erkenntnisse über die bronzenen Skulpturen, ihre Verbreitung, Bedeutung und die Geheimnisse rund um ihren komplexen Herstellungsprozess. Sie wird nach ihrer Station in Bonn auch noch im Limesmuseum Aalen und im Museum Het Valkhof in Nijmegen zu sehen sein.

Das Ziel der Förderinitiative "Forschung in Museen" der VolkswagenStiftung ist die Stärkung von mittleren und kleinen Museen als Forschungsinstitutionen. Die Projekte sind als Kooperationen zwischen Museen und Universitäten konzipiert. Die an den Sammlungen orientierte Forschung steht dabei im Fokus. Im Rahmen dieses Engagements organisiert die VolkswagenStiftung zudem die Konferenz "Zukunft der Forschung in Museen" im Tagungszentrum Schloss Herrenhausen in Hannover. Am 11. und 12. Juni 2014 werden Ausstellungsmacher und Wissenschaftler diskutieren, welche Bedeutung sammlungsbezogener Forschung an Museen zukommt, was Museen benötigen, um forschen zu können, und wie sich Forschung an Museen langfristig sichern lässt.

Dr. Martin Kemkes
Dr. Martin Kemkes ist Referatsleiter des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg, in dem auch noch viele Exponate für weitere archäologische Forschungen schlummern. (Foto: Martin Neumann für VolkswagenStiftung)