Johanna-Mestorf-Akademie zeichnet Meilenstein der Umweltarchäologie aus

Iris Nießen (Jena) erhielt zum Auftakt der Kiel Conference 2023 "Scales of Social, Environmental, and Cultural Change in Past Societies" den renommierten Johanna-Mestorf-Preis für ihre Dissertation.

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Iris Nießen
Iris Nießen (Foto: Jan Steffen)

Der Anteil der Menschen, die in Städten leben, nimmt weltweit immer weiter zu. Angesichts dieses Trends und der damit verbundenen Herausforderungen beschäftigen sich auch die archäologischen und historischen Wissenschaften intensiv mit Urbanisierungsprozessen und ihren Beziehungen zur jeweiligen Umwelt. Wo liegen die Wurzeln von Stadtbildungsprozessen in der Vergangenheit, wie haben sie sich früher vollzogen?

Am vergangenen Montag zeichnete die Johanna-Mestorf-Akademie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) die Archäologin Iris Nießen für eine herausragende Doktorarbeit in genau diesem Arbeitsgebiet mit dem renommierten Johanna-Mestorf-Preis aus. Die Preisträgerin hatte ihre Dissertation mit dem Titel "Donau – Ufer – Regensburg" über die Entwicklung einer am Ufer der Donau gelegenen Siedlung zu einem Quartier der mittelalterlichen Großstadt Regensburg an der Friedrich-Schiller-Universität Jena verfasst.

"Die interdisziplinäre Arbeit von Iris Nießen zeigt vorbildhaft die Verflechtung von sozialem und ökologischem Wandel anhand des untersuchten Beispiels. Mit der Verbindung von historischer und archäologischer Analyse kann die Arbeit als Meilenstein der Umweltarchäologie bezeichnet werden", betont Prof. Dr. Lutz Käppel, Sprecher des CAU-Forschungsschwerpunktes "Gesellschaft, Umwelt und Kultur der Vergangenheit im Wandel" (Societal, Environmental and Cultural Change, SECC) und Vorsitzender des Preiskomitees der Johanna-Mestorf-Akademie in seiner Laudatio.

Die Dissertation von Iris Nießen beruht auf umfangreichen Ausgrabungen am Regensburger Donauufer in den Jahren 2009 bis 2015. Ihre Auswertung dieser Grabungen zeichnen ein detailliertes soziales und wirtschaftliches Bild der Entwicklung einer Hafensiedlung zu einem vollwertigen Stadtviertel um 1300 n.Chr.

Extra für die Auswertung des umfangreichen Daten- und Fundmaterials hatte die Preisträgerin archäologische und historische Methoden entwickelt, um Umweltperspektiven in ihre Arbeit zu integrieren. So konnte sie die historische Entwicklung der Flusslandschaft in der Geschichte Regensburgs umfassend darstellen.

Die Preisverleihung war gleichzeitig der Auftakt zur internationalen Kiel Conference 2023: Scales of Social, Environmental, and Cultural Change in Past Societies (Kiel-Konferenz 2023: Skalen des sozialen, ökologischen und kulturellen Wandels in vergangenen Gesellschaften) an der CAU. Bis kommenden Samstag präsentieren und diskutieren mehr als 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 30 Ländern neueste Erkenntnisse zu den Verknüpfungen von Umwelt, sozialen Beziehungen, materieller Kultur, Bevölkerungsdynamik und menschlicher Wahrnehmung in der Vergangenheit.

Organisiert wurde die Konferenz vom Sonderforschungsbereich (SFB) 1266 "TransformationsDimensionen – Mensch-Umwelt Wechselwirkungen in Prähistorischen und Archaischen Gesellschaften" und dem Exzellenzcluster ROOTS im Rahmen der Johanna-Mestorf-Akademie.

Der mit 3000 Euro dotierte Johanna-Mestorf-Preis wird bereits zum sechsten Mal im Rahmen der Konferenzreihe verliehen. Er zeichnet jeweils junge Forscherinnen oder Forscher aus, die eine exzellente Dissertation im Bereich sozial-ökologischer Forschung oder Landschaftsarchäologie verfasst habe.