Homo naledi besaß widerstandsfähige Backenzähne

Homo naledi besaß hochkronigere und widerstandsfähigere Backenzähne als andere südafrikanische Urmenschen, was für eine besonders verschleißreiche Nahrung spricht. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie von Forschern des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, der University of Durham in Großbritannien und der University of Arkansas in den USA.

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Verschleißfestigkeit der Backenzähne zweier älterer südafrikanischer Hominine und von Homo naledi
Verschleißfestigkeit der Backenzähne zweier älterer südafrikanischer Hominine (Australopithecus africanus und Paranthropus robustus) und von Homo naledi (widerstandsfähigere Bereiche: dunkel; empfindlichere Bereiche: hell). (© MPI f. evolutionäre Anthropologie)

Die Wissenschaftler schließen daraus, dass die Nahrung des Homo naledi viel mehr Staub- und Sandpartikel oder auch mikroskopische Kieselsäurepartikel aus pflanzlichen Quellen enthalten hat als die Nahrung anderer südafrikanischer Urmenschenarten. Säugetiere, die vor allem Blätter und Gräser zu sich nehmen, haben schärfere und komplexere Backenzähne mit mehr Zahnhöckern und -kämmen. Damit können sie die Nahrung zerschneiden. Dagegen besitzen Arten, die ihre harte pflanzliche Nahrung zermahlen müssen, stumpfere Backenzähne. Die Forscher verwendeten für ihre Untersuchungen eine Technik namens dentale Topographie. Dabei vermessen sie die Beschaffenheit der Zahnoberfläche.

Den Analysen zufolge unterscheiden sich zwar die Backenzähne von Homo naledi in Schärfe und Komplexität nicht von denen anderer südafrikanischer Hominine. Sie müssen also Nahrung mit ähnlichen mechanischen Eigenschaften zu sich genommen haben. Die Backenzähne von Homo naledi waren aber größer und abnutzungsresistenter. Er hat demnach Nahrung zu sich genommen, die seine Zähne schneller verschlissen hat. "Offenbar hat Homo naledi Nahrungsmittel verspeist, die von Staub und Sand bedeckt waren, oder Pflanzen, die viele Phytolithen enthielten", sagt Erstautor Michael Berthaume vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und der Durham University.

Phytolithen – auch Pflanzensteine genannt – sind harte, Silizium-haltige Partikel, mit denen sich Pflanzen vor dem Gefressen werden schützen. Grasfressende Antilopen und andere Tiere, die in trockenen und daher oft auch sandigen Umgebungen leben, haben deshalb Backenzähne mit stärker ausgeprägten Kronen. Diese ermöglichen es ihnen, Nahrung zu sich zu nehmen, die reich an Phytolithen und Sand ist, ohne dabei ihre Zähne zu stark zu verschleißen.

Die Ergebnisse der aktuellen Studie deuten darauf hin, dass Homo naledi möglicherweise eine ähnliche Überlebensstrategie entwickelt hat und sich somit anders ernährte als andere südafrikanische Urmenschen. "Unsere Ergebnisse bestätigen: Homo naledi, der die Merkmale früherer und späterer Hominine in sich vereint, lebte in einer anderen ökologischen Nische als andere Homininenarten", ergänzt Berthaume.

Publikation

Michael Berthaume, Lucas Delezene, Kornelius Kupczik

Dental topography and the diet of Homo naledi

Journal of Human Evolution. 7.3.2018
DOI: 10.1016/j.jhevol.2018.02.006