»Ganz schön viele Speicher«

LWL-Archäologen entdecken eisenzeitliche Siedlung in Warendorf

Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) haben in Warendorf-Einen eine Siedlung aus der Eisenzeit (500 bis 300 v. Chr.) entdeckt. Im Vorfeld einer Neubebauung der Fläche am Grünen Markenweg führen sie derzeit in Zusammenarbeit mit der Stadt Warendorf großflächige Ausgrabungen durch. Bisher konnten die Forscher Spuren von eisenzeitlichen Hausgrundrissen, neun Getreidespeichern und zwei kreisrunde Gräben freilegen.

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Speichergruben
Blick auf die Vielzahl an Speichern während der Arbeiten an der Grabungsstelle. Foto: LWL/Pfeffer

»Schon bei Voruntersuchungen 2019 stießen wir auf Siedlungsspuren aus der Bronze- bis Eisenzeit, aber auch Funde aus der römischen Kaiserzeit kamen ans Licht«, erklärt LWL-Archäologe Dr. Bernhard Stapel. Bei der aktuellen Untersuchung waren die Archäologen von der Vielzahl an Getreidespeichern überrascht, insgesamt fanden sie neun. Bodenspuren zeigen an, wo die Holzpfosten im Boden steckten, auf denen sie standen. Die verkohlten Getreidereste zwischen den Pfosten lassen die Archäologen annehmen, dass hier in der Eisenzeit intensiv Landwirtschaft betrieben wurde.

»Wir gehen davon aus, dass es sich hier um eine kleine, wohl über Jahrhunderte hinweg existierende Siedlung handelt«, so Stapel. Eine weitere Fläche soll 2021 archäologisch untersucht werden, dann sind weitere Siedlungsreste zu erwarten.

Rätselhafte Kreisgräben

Ein weiterer bedeutender Fund sind zwei kleine Kreisgräben mit einem Durchmesser von etwa drei Metern. »Leider ist der Befund nur schlecht erhalten, sodass wir über die Datierung der Befunde und deren eindeutige Interpretation momentan nur spekulieren können«, so Grabungsleiter Dr. Ingo Pfeffer. Aber ohne datierende Funde könne derzeit wenig zu ihrem Alter gesagt werden. »Wir betreten hier wissenschaftliches Neuland. Das macht die Archäologie so spannend.«

Verantwortlich für die schlechte Erhaltung der Befunde ist laut Expertenmeinung die mittelalterliche Landwirtschaft. Pfeffer: »Der Einsatz von Pflügen und anderem Gerät hat die darunterliegenden Spuren noch früherer Zeiten beschädigt oder ganz zerstört.« Erst nach der Aufhöhung mit Plaggenesch seien Siedlungsspuren besser geschützt, so der Archäologe weiter. Das Aufbringen von Plaggenesch, war vom Mittelalter bis in die Zeit der Industrialisierung der übliche Weg, um unfruchtbare Böden zu düngen. Dazu wurden Plaggen, also abgestochene Grassoden, aus nährstoffreichen Arealen versetzt mit Tierdung auf schlechte Böden aufgebracht.

Seit März wurde der Baugrund in einem Kooperationsprojekt zwischen der Stadt Warendorf und der LWL-Archäologie für Westfalen untersucht. Die Stadt beschäftigt für die Maßnahmen in Einen und Milte erstmals ein eigenes archäologisches Grabungsteam, das für den Projektzeitraum eingestellt wurde. »Wir liegen deshalb mit den Untersuchungen voll im Zeitplan und werden im Frühherbst mit den Grabungen für das Baugebiet Königstal 2 in Milte beginnen«, freut sich Warendorfs Bürgermeister Axel Linke.

Bernsteinperle und Knochenperle aus Grab
Zwei Perlen aus einem Grab. Die dunkle Perle ist verbrannter Bernstein, die zweite besteht aus Knochen und ist ebenfalls verbrannt. Foto: LWL/Pechtold
Ausgrabungsfläche in Warendorf
Ein Blick auf die Ausgrabungsfläche. Foto: LWL/Pfeffer