Frühkeltisches Prunkgrab entdeckt

Bei den diesjährigen Grabungen im Umfeld des frühkeltischen Fürstensitzes "Heuneburg" bei Herbertingen im Kreis Sigmaringen (Baden-Württemberg) ist den Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart eine außergewöhnliche und wissenschaftlich herausragende Entdeckung gelungen, die am 28.12.2010 der Öffentlichkeit präsentiert und geborgen wurde.

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Schmuckensemble mit Bernstein (© LDA Baden-Württemberg)
Schmuckensemble mit Bernstein (© LDA Baden-Württemberg)

Zahlreiche Ausgrabungen der letzten Jahrzehnte haben den frühkeltischen Fürstensitz  (6. Jh. v. Chr.) immer wieder ins Zentrum des Interesses der internationalen Forschung gerückt. Regierungspräsident Johannes Schmalzl präsentierte am vergangenen Dienstag in Herbertingen gemeinsam mit dem Tübinger Regierungspräsidenten Hermann Strampfer den in diesem Jahr entdeckten Fund eines 2600 Jahre alten Prunkgrabes im Umfeld der Heuneburg, der aus Sicherheitsgründen bislang geheim gehalten werden musste. Schmalzl betonte, dass angesichts der bisherigen Erkenntnisse die große Bedeutung dieses Fundes für die Erforschung der keltischen Geschichte und Kultur bereits feststehe und auch in die große Keltenausstellung des Landes Baden-Württemberg im Jahr 2012 in Stuttgart einfließen werde.

Hinsichtlich der Fundumstände berichtete der Grabungsleiter und Landesarchäologe Dr. Dirk Krauße, dass in der Donauebene unterhalb der Burg im Zentrum eines ehemals mächtigen Grabhügels ein 4 mal 5 Meter großes Kammerschachtgrab des 6. Jahrhunderts v. Chr. mit reichen Beigaben aus Gold, Bernstein, Gagat (Pechkohle) und Bronze entdeckt und freigelegt worden sei. Neben dem Reichtum und der kunsthandwerklichen Qualität der Beigaben sei, so Diplom-Restauratorin Nicole Ebinger-Rist, auch die Erhaltung des Grabes ganz außergewöhnlich: Durch Grundwasser und Staunässe seien die mächtigen Eichenhölzer des Kammerbodens und Beigaben aus organischen Materialien, die unter normalen Erhaltungsbedingungen im Boden spurlos vergehen, in diesem einmaligen Fall konserviert worden. Anschließend fand an der Ausgrabungsstätte die spektakuläre Bergung des Grabes statt. Bisher ist lediglich ein kleiner Teil der Grabkammer freigelegt worden. Dr. Claus Wolf, Leiter des Landesamts für Denkmalpflege führte aus, dass eine fachgerechte Fortführung der Untersuchung eines so herausragenden Fundes nur unter Laborbedingungen möglich ist. Deshalb wurde an diesem Tag die gesamte Grabkammer mitsamt Inhalt als gigantischer Block mit Hilfe von Schwerlastkränen gehoben und auf einen Spezialtieflader gesetzt und abtransportiert. Der Block hat eine Größe von 7,5 mal 6 Meter und wiegt rund 80 Tonnen. An einem entsprechend ausgestatteten Ort im Großraum Stuttgart findet nun in den nächsten Wochen und Monaten die wissenschaftliche Untersuchung und Auswertung des Prunkgrabes statt.

Die Heuneburg an der oberen Donau gehört zu den bedeutendsten archäologischen Fundstätten Mitteleuropas und kann als älteste frühstädtische Siedlung im gesamten Raum nördlich der Alpen gelten. Großflächige Ausgrabungen auf dem Burgberg fanden zwischen 1950 und 1976 statt, die Vorburg und die Außensiedlung wurden in den letzten zehn Jahren intensiv im Rahmen von Forschungsgrabungen untersucht. Die bisherigen Ausgrabungsbefunde lassen keinen Zweifel daran, dass sich hier zwischen ca. 620 und 480 v. Chr. eines der bedeutendsten Siedlungs-, Wirtschafts- und Machtzentren der älteren Eisenzeit, ein so genannter frühkeltischer Fürstensitz, befand, der weit reichende Beziehungen bis nach Etrurien und zu den griechischen Kolonien unterhielt.

Der Goldanhänger (© LDA Baden-Württemberg)
Der Goldanhänger (© LDA Baden-Württemberg)
Luftbild der Grabung in Herbertingen-Bettelbühl (© LDA Baden-Württemberg)
Luftbild der Grabung in Herbertingen-Bettelbühl (© LDA Baden-Württemberg)