Fokus Fortifikation: Antike Befestigungen im östlichen Mittelmeerraum

Unter dem Motto "Fokus Fortifikation: Antike Befestigungen im östlichen Mittelmeerraum" fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) über einen Zeitraum von drei Jahren bis Oktober 2011 den Austausch und die gemeinsame Arbeit von mehr als 15 Nachwuchswissenschaftlern an verschiedenen europäischen universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die sich aus bauforscherischer, archäologischer oder althistorischer Perspektive mit antiken Befestigungen in Griechenland, Kleinasien und dem Vorderen Orient befassen.

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Die Mauern der Oase Tayma/Saudi-Arabien
Die Mauern der Oase Tayma/Saudi-Arabien (Foto: DAI)

Als wissenschaftliches Netzwerk erhalten sie die Möglichkeit, in sechs Treffen in Deutschland, Griechenland, in der Türkei und in Syrien gemeinsame Problemstellungen an den jeweils von ihnen bearbeiteten Objekten vor Ort zu diskutieren und darüber hinaus Antworten auf allgemeine Fragen der Befestigungsforschung zu erarbeiten. Neben der DFG unterstützen die Freie Universität Berlin, das Deutsche Archäologische Institut (DAI), das Excellenzcluster TOPOI, die Swiss School of Archaeology at Athens (ESAG) und die Ephesos-Grabung des ÖAI die Arbeit des Netzwerks.

Die Fragestellungen, die im Rahmen des Netzwerks thematisiert werden sollen, sind bedingt durch die Dimension dieser kilometerlangen Monumente mit zahlreichen großen Einzelbauwerken, durch die große Bandbreite an naturräumlichen, kulturellen und politischen Faktoren, die Bauprozess, technisch-architektonische und ästhetisch-stilistische Formen beeinflussen, sowie durch ihre vielschichtigen Funktionen. Befestigungsanlagen laufen hierbei Gefahr, in einer eindimensionalen Wahrnehmung auf ihre Wehrfunktion und militärtechnischen Aspekte reduziert zu werden. Für ihre Form und Konstruktion sind jedoch auch materielle Faktoren wie finanzielle und naturräumliche Vorgaben sowie das zur Verfügung stehende Baumaterial mit seinen Möglichkeiten und Limitierungen verantwortlich. Befestigungen prägen darüber hinaus Städte und territoriale Systeme in ihrer Außen- und Innenwahrnehmung: sie können Sicherheits- und Repräsentationsbedürfnisse widerspiegeln, aber auch Landschaften oder Gesellschaften beherrschen. Diese 'weichen' Faktoren lassen sie zu Dokumenten spezifischer historischer und kultureller Situationen werden, sind jedoch in ihrer Auswirkung auf die Gestalt der Denkmäler nicht leicht zu fassen. Welche Faktoren in welcher Gewichtung das Erscheinungsbild letztlich prägten, kann nur durch die Kombination der intensiven Erforschung des Einzeldenkmals in den jeweiligen Projekten mit einem Vergleich kontextuell unterschiedlich eingebundener Denkmäler hervortreten, den das beantragte Netzwerk ermöglichen soll.

Die sechs Arbeitstreffen widmen sich den folgenden Themenblöcken:

  • Methoden der Befestigungsforschung (Treffen im Oktober 2008 in Cottbus)
  • Naturraum, Technologie und Logistik (Treffen im April 2009 in Athen)
  • Form, Funktion und Semantik (Treffen im Herbst 2009 in Ephesos)
  • Befestigungen im historischen Kontext (Treffen im Frühjahr 2010 in Frankfurt a. M.)
  • Befestigungen im regionalen Kontext (Treffen im Herbst 2010 in Damaskus, mit Exkursion im Anschluss)
  • Synthese (Treffen im Frühjahr 2011 in Berlin, mit öffentlichem Kolloquium)

Die Ergebnisse der Netzwerkarbeit sollen im Anschluss an die einzelnen Treffen im Internet zugänglich gemacht und in einer gemeinsamen, abschließenden Publikation veröffentlicht werden.