Eisenzeitliche Gargrube in Schwerte ausgegraben

In Schwerte-Wandhofen haben Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) über 2.000 Jahre alte Spuren einer Siedlung aus der Eisenzeit entdeckt. Neben einem Hausgrundriss kam auch eine ungewöhnliche Grube zum Vorschein, in der vermutlich Nahrung gegart wurde. Es ist der erste derartige Befund in Westfalen.

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Eisenzeitliche Gargrube
Die Steine am Boden dieser großen Grube deuten darauf hin, dass darin Fleisch und Gemüse gegart wurde. Es ist der erste Befund dieser Art in Westfalen. Foto: LWL/M. Baales

Ein solcher Befund ist in Westfalen bislang gänzlich unbekannt und gibt den Forschern Rätsel auf. Zum Ende von Ausgrabungen legten die Archäologen eine 2,5 Meter lange und 1,5 Meter breite Grube frei, die eine ungewöhnliche Füllung enthielt: Der Boden war mit Steinen und dicken Keramikscherben bedeckt. In der Grube muss ein Feuer entfacht worden sein. Darauf deutet eine große Menge Holzkohlen und andere verkohlte Pflanzenreste hin sowie die verziegelten Wände der Grube. »Wir hoffen, dass die Analyse der zahlreichen verbrannten Pflanzenreste in der Grube Aufschluss über ihren Zweck geben wird« hofft LWL-Archäologe Prof. Dr. Michael Baales. »Möglicherweise dienten erhitzte Steine in der Grube dem Garen von Nahrung, denn eine ähnliche, wenn auch kleinere Grube ist erst kürzlich in Sachsen-Anhalt so interpretiert worden.«

Auf dem Ausgrabungsgelände in Schwerte-Wandhofen plant die Wirtschaftsförderung Kreis Unna (WFG) ein Gewerbegebiet. Die im Juni abgeschlossene Ausgrabung übernahm eine vom LWL beaufsichtigte Fachfirma. Da bereits auf der Oberfläche Keramikscherben lagen, vermuteten die LWL-Archäologen im Untergrund erhaltene Siedlungsspuren. Bei der Ausgrabung traten tatsächlich Siedlungsreste der letzten Jahrhunderte vor Christi Geburt zutage. Sie gehen zurück auf die sogenannte Vorrömische Eisenzeit.

Nachdem der Oberboden mit einem Bagger abgetragen worden war, zeigten sich den Archäologen Überreste eines vollständig erhaltenen Gebäudegrundrisses. Dieser besteht aus 18 Pfostengruben, die tief in den Boden hineinreichen. Das gut 4 mal 5 Meter große Gebäude war dadurch fest im Boden verankert.

Einen für Westfalen seltenen Befund stellen zwei weitere, tiefe Gruben dar, bei denen es sich wahrscheinlich um Vorratsspeicher handelt. Der Boden ist dabei jeweils mit zerschlagenen Steinen und dicken Keramikscherben befestigt worden.

In manchen Gruben im Umfeld des Hauses entdeckten die Archäologen große Mengen von Brandschutt. Offenbar fielen Teile der eisenzeitlichen Siedlung einem Feuer zum Opfer. Deren Überreste wurden anschließend beseitigt.

Der Hausgrundriss und die verschiedenen Gruben deuten auf eine kleine Hofstelle. Solche Höfe treten in der Vorrömischen Eisenzeit häufiger auf. »Die Grabung hat jedoch gezeigt, dass auch vermeintliche Routineuntersuchungen immer wieder interessante Neuigkeiten offenbaren können«, so Baales.

Runde Vorratsgrube
In zwei kleineren, kreisrunden Gruben wurden vermutlich Vorräte gelagert. Foto: LWL/M. Baales