Deutsch-israelische Konferenz zur Bedeutung des römischen Limes für aktuelle Sicherheitsfragen

Die Aktualität militärischer Sicherheitskonzepte aus der Antike beleuchtet eine Tagung des Instituts für Altertumswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz am 26. und 27. Oktober 2015. Am Beispiel der römischen Militärgrenze des Limes erörtern Archäologen aus Deutschland und Israel, welchen Herausforderungen die Erforschung römischer Militärplätze begegnet.

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Sowohl in Israel als auch in Deutschland verdankt die Limesforschung militärischen Sicherheitsinteressen wesentliche Impulse. Besonders am Beispiel der Negevwüste im Süden Israels lässt sich beobachten, wie Sicherheitskonzepte der Römer die moderne Kriegführung im Unabhängigkeitskrieg 1948 beeinflussten. Auch im Deutschen Reich hatte die Reichslimeskommission (1892 – 1936) einen "militärischen Dirigenten" aus dem Generalstab; archäologisch geschulte Militärs leiteten zahlreiche Ausgrabungen und Erkundungen an der rund 560 Kilometer langen Kastelllinie des obergermanisch-rätischen Limes. Der Kalte Krieg schließlich projizierte ein Bild vom kriegerischen Gegeneinander zwischen Imperium bzw. Kultur im Westen und kriegerischen Nachbarstämmen bzw. Barbarei im Osten auf den Limes, was dem Blockdenken der durch den "Eisernen Vorhang" geteilten Staatenwelt Europas entgegenkam.

Dass Militärplätze des römischen Limes bis heute strategische Bedeutung besitzen, offenbart in trauriger Weise der syrische Bürgerkrieg, wo römische Legionslager wie Palmyra und Dura-Europos Zentren des Kampfgeschehens wurden. Ebenso stellt die Limeszone an der Grenze zum Sinai auch heute wieder israelisches wie ägyptisches Militär vor erhebliche Herausforderungen.

Welche Perspektiven sich unter diesen Prämissen für die Limesforschung kommender Generationen und damit für den akademischen Nachwuchs ergeben, diskutieren Experten von Universitäten, Museen und der Denkmalpflege auf der Konferenz "Where are We Going? Limes Research in Germany and Israel" in Mainz.

Nach der Einführung durch den Initiator des Treffens, PD Dr. habil. Hans-Peter Kuhnen vom Institut für Altertumswissenschaften der Universität Mainz, wird im ersten Teil der Veranstaltung die geschichtliche Entwicklung der Limesforschung in Deutschland und Israel dargestellt. In einem zweiten Vortragsblock werden aktuelle Forschungen in Deutschland und Israel präsentiert. Der dritte Vortragsblock widmet sich den Perspektiven zukünftiger Forschung. Es folgen Besuche in Mainzer Einrichtungen der Limesforschung, neben dem Landesmuseum vor allem dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum und dem Museum für Antike Schifffahrt. Ergänzend zum Tagungsprogramm finden Exkursionen zu ausgewählten Stätten des obergermanisch-rätischen Limes statt, der seit 2005 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.

"Die aktuellen militärischen Konflikte in Syrien, Irak und im Sinai zeigen, dass genau dort, wo das römische Reich im 3. Jahrhundert n. Chr. den Limes als Militärgrenze errichtet hat, auch heute wieder die Sicherheitslage akut bedroht ist. Unsere gemeinsame Tagung soll den Blick auf diese Aktualität der Limesforschung richten. Sie vertieft die Kooperation zwischen den Universitäten Mainz und Tel-Aviv und ist ein Beitrag zum 50-jährigen Bestehen diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel. Wir freuen uns, dass der israelische Generalkonsul Dr. Dan Shacham die Schirmherrschaft übernommen hat", erklärt Hans-Peter Kuhnen für die Organisatoren der Tagung.

Die Veranstaltung findet statt im Atrium der Alten Mensa, Becherweg 5, 55099 Mainz. Die Teilnahme an der Konferenz ist frei, um vorherige Anmeldung wird jedoch gebeten.