Das Hausrind stammt auch aus Afrika

Einem Rätsel, das Kulturhistoriker und Archäologen schon lange beschäftigt, sind internationale Agrarforscher kürzlich auf die Spur gekommen. Wie das amerikanische Magazin "Science" in seiner jüngsten Ausgabe berichtet, ist es einem Forscherteam am International Livestock Research Institute (ILRI) im kenianischen Nairobi nach siebenjähriger Arbeit gelungen, die Abstammungslinien traditioneller afrikanischer Rinderrassen zu bestimmen.

Nachrichten durchblättern

Danach sind die Rinder auf dem Kontinent lokal domestiziert worden - lange, bevor die heute verbreiteten Rinderrassen aus Asien und dem Nahen Osten nach Afrika gelangten.

Den jetzt veröffentlichten Erkenntnissen zufolge, entwickelten sich die Vorläufer dieser Rinder (Bos taurus) parallel zu neuen Wirtschaftsweisen der örtlichen Bevölkerung vor ca. 7.000 bis 9.000 Jahren. Mit Hilfe von DNA-Analysen haben die Forscher nun ausreichend Belege dafür gefunden, dass die Domestikation der Tiere im Grenzgebiet zwischen dem heutigen Ägypten und dem Sudan erfolgte. Anders als in anderen sogenannten Domestikationszentren entwickelte sich die Viehhaltung in Afrika unabhängig vom Ackerbau.

Die Forschungsergebnisse widerlegen die lange geglaubte Auffassung, wonach die frühesten Rinderpopulationen in Afrika aus dem Nahen Osten eingeführt wurden. "Die afrikanischen Rinderrassen sind eindeutig lokalen Ursprungs", so Olivier Hanotte vom ILRI. Ihre Gene weisen andere und vielseitigere Merkmale auf, als man sie von den später importierten Rinderrassen her kennt. Sie haben sich über Jahrtausende hinweg an die klimatischen Bedingungen der afrikanischen Savannen anpassen können.

Das neue Bild vom Ursprung afrikanischer Rinderrassen verschiebt nicht nur die Koordinaten der Archäologen, sondern auch lassen die Hoffnungen der Agrarforscher am ILRI keimen. Denn die einheimischen Rinderrassen sind aufgrund ihrer idealen Anpassung an die afrikanischen Naturräume widerstandsfähiger gegenüber tropischen Krankheiten, die den asiatischen und europäischen eingeführten Beständen schwer zusetzen. Außerdem sind sie genügsamer: Sie kommen in der Regel mit weniger Futtergras und weniger Wasser aus. "Schon jetzt breitet sich die Sahara immer weiter nach Süden aus. Das wird durch die Klimaveränderung noch kritischer werden. Dann sind Viehbestände, die an härteste Bedingungen angepasst sind, für Millionen Menschen überlebenswichtig", sagt Stephan Krall.

 

Quelle: BEAF