Auf der Suche nach Pulvermühle und gesprengter Bastion in Rüsselsheim

Prospektion mit Georadar im Bereich der Festung Rüsselsheim

Mit zerstörungsfreien Untersuchungen sollen bisher noch unbekannte Baustrukturen im Boden »sichtbar« gemacht werden. Die dabei gewonnenen Ergebnisse sind Bestandteil für die weitere Erforschung der Festungsanlage. Sie sind Grundlage für zukünftige Planungen in diesem Bereich und ermöglichen ressourcenschonende Maßnahmen - und damit auch Planungssicherheit für Bauträger und Archäologie.

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Bodenradar im Einsatz
Die Arbeit beginnt. Ein Mitarbeiter der Fachfirma mit dem Bodenradar auf dem Weg zum Einsatzort im Bereich der Festungsmauer in Rüsselsheim. Foto © Dr. B. Leinthaler, Landesamt für Denkmalpflege Hessen, hessenARCHÄOLOGIE

Das Erscheinungsbild der Festung Rüsselsheim hat sich seit dem 16. Jahrhundert bis heute nicht wesentlich verändert. In den beiden darauffolgenden Jahrhunderten wurde diese Anlage zu einer Festung ausgebaut. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688 bis 1687) nahmen französische Truppen 1688 die Festung ein und sprengten am 6. April 1689 die Bastionen. Damit ging die militärische Bedeutung der Rüsselsheimer Festung verloren. Für diese Anlage liegen zahlreiche historische Dokumente vor, so dass über Nutzung und Baugeschichte der Festung ein nahezu lückenloses Bild vorliegt. Dennoch gibt es »weiße Flecken«, also Areale, zu denen trotz dieser ausgesprochen guten Quellenlage keinerlei Informationen mehr vorliegen.

Dies gilt auch für die sogenannte Pulvermühle. Ihre Existenz ist zwar durch die historische Überlieferung bekannt, ihre Lage aber hingegen nicht. Zudem ist durch die Sprengung 1689 die Bastion in der Mitte des nordöstlichen Festungwalls verschwunden. Auch hierzu gibt es keine Hinweise in den Schriftquellen zur Festung Rüsselsheim– weder zur ursprünglichen Ausdehnung, noch zum Aussehen.

Diese Punkte sind nun Gegenstand der Prospektion mittels Bodenradar am 2. August. Erhofft werden Ergebnisse vor allem zur Frage der Standortlokalisierung der Pulvermühle und zur Ausdehnung der gesprengten Bastion. Dazu werden Radarwellen über eine hochempfindliche Sonde in den Boden gesandt, mit denen Veränderungen in der Magnetisierung des Bodens erfasst werden. Treffen diese beispielsweise auf einen Mauerrest, werden sie reflektiert und ihr »Echo« kann gemessen werden. Die Zeitspanne zwischen Aussenden und Empfangen dieses Radarsignals gibt Aufschluss über Tiefe und Ausdehnung von Mauerwerksresten oder anderen Strukturen im Erdreich. Umgerechnet zu einem Bild, werden durch diese Messwerte alle Eingriffe in den Boden sichtbar gemacht.

Mit dieser zerstörungsfreien Untersuchung sollen zudem noch weitere unbekannte Baustrukturen im Boden »sichtbar« gemacht werden. All diese dabei gewonnenen Ergebnisse fließen in die weitere Erforschung der Festungsanlage ein. Sie sind damit Grundlage für zukünftige Planungen in diesem Bereich und ermöglichen ressourcenschonende Maßnahmen - und damit Planungssicherheit für Eigentümer und Denkmalschützer.