Zürich: Steinzeit-Tür gefunden

Die Reste von mindestens fünf neolithischen Siedlungen aus der Zeit zwischen 3.700 und 2.500 v.Chr. sind bisher bei den Rettungsgrabungen am Opernhaus Zürich freigelegt worden. Der bisher wichtigste Einzelfund der noch bis Januar andauernden Ausgrabungen ist eine 5.000 Jahre alte Holztür.

Tür aus der Steinzeit
Diese 5.000 Jahre alte Holztür wurde bei der Grabung Parkhaus Opéra freigelegt. Das Türblatt misst 153 x 88 cm. Foto: Hochbaudepartement der Stadt Zürich

Seit Mai laufen die Ausgrabungen im Vorfeld des Neubaus des Opéra Parkhauses. Wie das Hochbaudepartement der Stadt Zürich am Dienstag meldete, sind die Arbeiten bisher sehr zügig verlaufen und die Archäologen liegen im Zeitplan. Die aktuellen Grabungen sind eine seltene Gelegenheit für die Wissenschaftler, denn eine ähnlich große Fläche konnte in Zürich zuletzt vor 30 Jahren untersucht werden.

Die Ergebnisse überträfen schon jetzt die Erwartungen, teilte das für die Ausgrabungen zuständige Hochbaudepartement mit. Bisher konnten Befunde von mindestens fünf aufeinander folgenden, 5.700 bis 4.500 Jahre alten Siedlungsphasen freigelegt werden. Außerdem konnten Sedimentschichten beprobt werden, die Aussagen über den schwankenden Seespiegel des Zürichsees zulassen. Die Auswertung der Proben und Befunde wird noch die nächsten Jahre in Anspruch nehmen. Erwartet werden detaillierte Erkenntnisse zu Gesellschaft, Wirtschaft und Naturraum der Jungsteinzeit.

Drittälteste Tür gefunden

Wichtigster Einzelfund ist eine Holztür, die als »drittälteste Tür der Schweiz und wahrscheinlich Europas« in die Geschichte eingehen könnte. Damit stammen die drei ältesten bekannten Türen Europas sämtlich aus der Schweiz. Die Züricher Tür ähnelt dem zweitältesten Exemplar, das im Pfäffikon gefunden wurde, ist allerdings deutlich besser erhalten. Sie besteht aus drei Brettern, die durch ausgefeilte Steckverbindungen zusammen gehalten werden und auch die Türangel ist erhalten.

Neben dem außergewöhnlichen Türenfund kamen bei der Opernhausgrabung noch weitere bemerkenswerte Fundstücke ans Tageslicht: Ein Feuersteindolch aus Italien läßt Rückschlüsse auf transalpine Handelswege zu, ein zuvor unbekannter Typ Pfeilbogen mit Rindenverzierung ist mit einer ebenfalls noch nicht angetroffenen Klebetechnik verleimt. Die Archäologen fanden zudem mehrere vollständige Feuerzeug-Sätze, bestehend aus Schwefeleisen-Knollen, Feuerschläger und Zunderschwamm, sowie mehrere steinzeitliche Haus-Bauteile, die über die damalige Bauweise informieren. Unter diesen befinden sich weitere Rekordhalter - die ältesten Belege von Holzschindeln aus Zürich. Über den Schichten der Jungsteinzeit liegen die Reste neuzeitlicher Schanzenanlagen. Auch deren Konstruktion konnte jetzt erstmals im Detail untersucht werden.

Großes öffentliches Interesse

Aufgrund der archäologischen Funde hatte die Stadt Zürich den bereits begonnenen Neubau des Parkhauses »Parking Opéra« gestoppt. Für die neunmonatige Bauverzögerung und den damit verbundenen Verlust an Einnahmen zahlte die Stadt dem Parkhaus-Investor eine Entschädigung in Höhe von 3,7 Millionen Schweizer Franken. Für die archäologischen Ausgrabungen selbst, die Dokumentation und Auswertung ist ein Gesamtbudget von 12 Millionen Franken veranschlagt.

Der Höhe der Investitionen in das kulturelle Erbe entsprechend groß ist das öffentliche Interesse an den Ausgrabungen: Bisher wurden bereits über 3.000 Ausgrabungsbesucher gezählt und im Rahmen eines Schulprojekts mit Workshops zu verschiedenen Themen haben sich innerhalb kürzester Zeit 160 Schulklassen angemeldet. Bis zum Ende der Ausgrabung wird mit dem Besuch von 4.000 Schulkindern gerechnet, die sich vor Ort über die moderne Archäologie informieren. Moderne Mittel kommen nicht nur bei der Grabungsarbeit selbst zum Einsatz: Um die Öffentlichkeit über den Fortgang der Grabungen zu informieren, hat das Hochbaudepartement eine Internetseite eingerichtet, auf der man die Fortschritte der Archäologen zeitnah verfolgen kann.

Detail der Steinzeittür
Drei Bretter sind durch zwei Leisten verbunden. Die Fixierung erfolgt mit je drei sorgfältig aus den Brettern herausgearbeiteten Ösen. Foto: Hochbaudepartement der Stadt Zürich
Detail der Steinzeit-Tür
Mit zwei einfachen Zapfen drehte das Blatt im Türrahmen. Foto: Hochbaudepartement der Stadt Zürich
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