Von Schlangenreifen und Reiterharnischen
1825 wurde die Abteilung Münster des Altertumsvereins gegründet, ein Jahr zuvor hatte sich bereits die Abteilung Paderborn gegründet. "Es war kein Zufall, dass sich die beiden Vereine wenige Jahre nach dem Wiener Kongress gründeten: Die meisten Klöster wurden aufgehoben, ihre schriftliche und kulturelle Überlieferung war nun akut bedroht", so Dr. Georg Lunemann, der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). "Noch bevor die Provinz mit der Einrichtung zentraler Archive reagierte, übernahmen Privatpersonen die Initiative und kümmerten sich um die teilweise verwahrlosten Bestände. Eine regionale Kulturpolitik, so wie wir sie heute kennen, gab es damals noch nicht. Die preußische Verwaltung kümmerte sich um Schulen und Justiz, um Straßenbau und das Militär, vor allem aber um die Steuererhebung."
Die Sonderausstellung ist das Ergebnis von 200 Jahren Arbeit der Vereine für Geschichte und Altertumskunde Westfalens aus den Abteilungen Münster und Paderborn. "In der Ausstellung sind 200 der schönsten, spektakulärsten und auch ein paar skurrile Sammlungsobjekte zu sehen. Dabei ist die Grundidee des Ausstellungskonzepts `Bürger sammeln für Westfalen`", so die stellvertretende Museumsleiterin Dr. Tanja Pirsig-Marshall. "Es soll deutlich werden, dass sich der Verein nie als Gelehrtengesellschaft verstand, sondern mit seiner Tätigkeit auf die Breite der an Geschichte und Kultur Westfalens interessierten Bevölkerung zielte." Die gezeigten Objekte reichen von einem osmanischen Münzfund aus Ostbevern (Kreis Warendorf) bis zum römisch-germanischen Schlangenarmreif aus Paderborn. Ebenso ist ein kurioses Trinkgefäß in Kanonenform aus Dülmen (Kreis Coesfeld) zu sehen, das aus dem Jahr 1584 stammt. Ein Rätsel gibt ein mittelalterliches Schwert auf: Die Inschrift "Gicelin me fecit" (deutsch: Gicelin hat mich gemacht) deutet darauf hin, dass der Schmied Gicelin die Waffe im 12. Jahrhundert hergestellt hat. Untersuchungen haben aber ergeben, dass das Schwert aus dem 14. Jahrhundert stammt. Ist es also ein Plagiat, um vom Namen des damals berühmten Schmieds zu profitieren?
Eines haben alle Objekte gemein: Sie wurden gesammelt, gesichert und sichtbar gemacht von Bürgern. Egal ob Alltagsgegenstand oder Kunstwerk, die Sammlung bietet so einen Querschnitt durch das westfälische Leben vieler Jahrhunderte.
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