Untersuchungen zu den Trink- und Speisesitten der frühen Kelten

Wer trank aus den importierten Gefäßen: die Eliten oder das gemeine Volk? Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Baden-Württemberg haben sich zu einem Forschungsprojekt zusammengeschlossen, um die griechischen Keramikimporte und ihre Bedeutung für die Kelten zu untersuchen.

Foto: Marie-Lan Nguyen

Wie lassen sich die zahlreichen Funde griechischer Trinkgefäße und Weinamphoren in den frühkeltischen Territorien nördlich der Alpen des 7. bis 5. Jahrhunderts v. Chr. erklären? Wissenschaftler der Universitäten Heidelberg und Tübingen und vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart sind an einem Forschungsprojekt beteiligt, das dieser Frage auf den Grund geht. »Bedeutungen und Funktionen mediterraner Importe im früheisenzeitlichen Mitteleuropa« (BEFIM) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Förderschwerpunkts »Die Sprache der Objekte« mit knapp 1,3 Millionen Euro bis zum Jahr 2018 gefördert.

Eine gängige Erklärung für die großen Mengen an Keramikfundstücken war bislang, dass die keltischen Eliten aus Südwestdeutschland, der Schweiz und Ostfrankreich ein Faible für die mediterrane Trink- und Feierkultur hatten und diese nachahmen wollten. Ob die mediterranen Importe wirklich erworben wurden, um damit möglichst authentisch mediterrane Gelage feiern zu können, wird nun im Rahmen des Projektes hinterfragt. Die Forscherinnen und Forscher untersuchen einerseits die Fundkontexte der Importgefäße und analysieren andererseits Nahrungsreste und Gebrauchsspuren in den Gefäßen. So soll sich zeigen, ob die fremden Gefäße wirklich von lokalen Eliten oder eher von unterschiedlichen Teilen der Bevölkerung verwendet wurden, ob aus der Keramik Traubenwein getrunken wurde, oder vielmehr einheimischer Honigmet.

Den Forscherinnen und Forschern von BEFIM geht es um jene Prozesse, wie zunächst fremde Dinge Teil des Eigenen werden und sich in diesem Zusammenhang ihre Funktionen und Bedeutungen verändern. Die Experten gehen davon aus, dass interkulturellen Begegnungen nicht nur in der Gegenwart, sondern auch in der Vergangenheit eine entscheidende transformative Kraft und fremden Dingen hier eine ganz wesentliche Rolle zukam.

Die BEFIM-Kooperation wird von Philipp W. Stockhammer (Universität Heidelberg) geleitet, zusammen mit Cynthianne Debono Spiteri (Universität Tübingen), Dirk Krausse (Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart) und Thomas Hoppe (Landesmuseum Württemberg).

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