Römische Hafenstrukturen in der Maas: Unterwassergrabung bringt seltene Funde ans Licht

Archäologen untersuchen eine römische Anlegestelle aus dem 4. Jahrhundert

In der niederländischen Stadt Cuijk, dem antiken Ceuclum, wird seit dem 19. September eine außergewöhnliche römische Fundstelle in der Maas archäologisch untersucht. Das Team aus Unterwasserarchäologen und Materialexperten gräbt bis Ende Oktober ein etwa 7 mal 40 Meter großes Areal aus, in dem sich Überreste eines römischen Kais befinden. Die Arbeiten finden unter Wasser statt und können per Livestream mitverfolgt werden.

Unterwasserarchäologie in der Maas bei Cuijk
Unterwasserarchäologe bei der Arbeit. Im Hintergrund die Spundwand bei Gebiet 6000, wo die Untersuchungen stattfinden. Foto: Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed (RCE)

Die Holzkonstruktionen, datiert ins 4. Jahrhundert, waren Teil eines Hafens, der in unmittelbarer Nähe zum spätantiken Kastell am Maasufer lag. Zwischen den Holzpfählen lagert eine Fundschicht mit römischen Objekten aus Keramik, Metall, Glas, Naturstein, Leder und weiteren organischen Materialien. Die außergewöhnlich gute Erhaltung ist dem Umstand zu verdanken, dass sich die Überreste direkt unterhalb der Wasserlinie befinden.

"Von militärischen Fundplätzen mit hafenähnlichen Strukturen aus dieser Zeit ist in den Niederlanden bislang wenig bekannt", heißt es in der Mitteilung. Die Entdeckung bietet daher die seltene Gelegenheit, neue Erkenntnisse über römische Infrastruktur und Versorgungssysteme zu gewinnen.

Ursprünglich sollte die Fundstelle als archäologisches Rijksmonument im Boden bewahrt werden (Erhalt in situ). Doch seit 2006 hat sich gezeigt, dass die schützende Abdeckung nicht mehr ausreichend ist. Die Erosion durch Schiffsschrauben und Flussströmungen führt zur fortschreitenden Zerstörung. Daher wurde nun der Entschluss gefasst, die bedeutenden Reste systematisch zu bergen – ein sogenannter Erhalt ex situ.

Das Projekt wird von der Gemeinde Land van Cuijk und dem niederländischen Bildungs-, Kultur- und Wissenschaftsministerium finanziert. Es ist Teil der nationalen Strategie zum Umgang mit dem maritimen Kulturerbe, wie sie im Juni 2025 vorgestellt wurde. Die unterwasserarchäologischen Arbeiten führt ein erfahrenes Team unter Leitung von Vestigia, Baars-CIPRO und MSDS Marine in Zusammenarbeit mit Mergor in Mosam durch.

Zunächst kartieren Bohrungen und geophysikalische Untersuchungen die genaue Ausdehnung der Fundstelle. Anschließend entfernen Taucher die schützenden Sedimentschichten und bergen die Funde mithilfe einer Art Unterwasser-Staubsauger. Die Hölzer werden vermessen und an Deck weiter untersucht. Dabei unterstützen auch Freiwillige, darunter Sporttaucher von Mergor in Mosam, die die Fundstelle über Jahre hinweg beobachtet hatten.

Neben der wissenschaftlichen Bedeutung ist das Projekt auch ein Schaufenster moderner Unterwasserarchäologie. Interessierte können die Ausgrabung live verfolgen oder sich über Videotagebücher direkt von den Forschern informieren lassen.

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