Rekonstruktion des Pfahlbauhauses geht nach Thayngen

Im Rahmen der Ausstellung «Die Pfahlbauer – Am Wasser und über die Alpen» im Bernischen Historischen Museum (BHM) erstellten Museumsmitarbeitende zusammen mit den Besuchern mit Werkzeug und Methoden aus der Jungsteinzeit ein Pfahlbauhaus. Die Schaffhauser Gemeinde Thayngen, die aufgrund von Pfahlbaufunden in Thayngen-Weier seit 2011 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, wird dieses Haus nach Ausstellungsende übernehmen. Das einzige ohne modernes Werkzeug erstellte Pfahlbauhaus in der Schweiz ist damit weiterhin öffentlich zugänglich.

Haus aus der Jungsteinzeit im Originalmassstab
Im Rahmen der Ausstellung «Die Pfahlbauer – Am Wasser und über die Alpen» wurde im Museumspark des BHM ein Haus aus der Jungsteinzeit im Originalmassstab und mit damaligem Werkzeug nachgebaut. (© Bernisches Historisches Museum, Bern. Foto Christine Moor)

Das BHM zeigt noch bis zum 11. Januar 2015 die Ausstellung «Die Pfahlbauer – Am Wasser und über die Alpen». In diesem Rahmen wurde zwischen April und Oktober 2014 im Museumspark ein 3412 v. Chr. gebautes Haus der Fundstelle «Hauptstation» in Sutz-Lattrigen am Bielersee mit Unterstützung von rund 1800 Schülern und unzähligen Familien nachgebaut: im Originalmassstab und mit Werkzeugen und Materialien, die in der Jungsteinzeit zur Verfügung standen. Das Haus besteht aus Pfählen aus Eichenholz, Dachschindeln aus Weisstannenholz, Seilen und Schnüren aus Lindenbast, welche die Bauelemente anstelle von Nägeln zusammenhalten, einem Wandgeflecht aus Haselruten sowie einem Wandputz und einem Bodenbelag aus Lehm. Insgesamt hat das Bauteam 25m3 Holz verbaut. «Die Arbeit am Haus war für die Schulklassen und Familien ein einmaliges Erlebnis», hebt Andreas Bach, Leiter Museumspark, hervor und ergänzt: «Die jungsteinzeitliche Bauweise ist für die damaligen Möglichkeiten sehr effizient. Die Menschen von einst scheinen das Optimum herausgeholt zu haben.»

Zum Einsatz kamen Repliken von Werkzeug der damaligen Zeit wie Beile aus Stein, Stechbeitel aus Knochen, Schaber, Messer und Bohrer aus Feuerstein sowie Holz- und Geweihkeile. Damit hebt sich das Haus von anderen Nachbauten ab: «Bei vielen heutigen Nachbauten werden moderne Techniken und Werkzeuge verwendet. Für die Wissenschaft ist unser Vorgehen aber viel wertvoller. Einzelne Spurenbilder untersuchen zu können – zum Beispiel an den verwendeten Werkzeugen – und diese mit Originalfunden zu vergleichen, bietet Forschern neue Erkenntnisse», erklärt Sabine Bolliger, Kuratorin der Ausstellung.

Die Schaffhauser Gemeinde Thayngen wird das Pfahlbauhaus nach Ausstellungsende übernehmen. «Wir freuen uns sehr auf das Haus, das in der Nähe der Fundstelle Weier wieder aufgestellt und somit öffentlich zugänglich sein wird. Es wird Teil eines Erlebnisangebots mit verschiedenen Stationen in der Region sein», führt Philippe Brühlmann, Gemeindepräsident von Thayngen, aus.

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