Nicht alle frühen Ostasiaten trafen auf den Denisova-Menschen
Die Forschenden haben eine Zusammenstellung bereits veröffentlichter Genome aus ganz Eurasien vorgenommen und dabei herausgefunden, dass einige der frühesten Ostasiaten, wie das Individuum Tianyuan aus China, das vor etwa 40.000 Jahren lebte, mit einem Anteil von mehr als 0,2 Prozent den höchsten Anteil an DNA des Denisova-Menschen unter allen bisher untersuchten Genomen von modernen Menschen aufweisen. Die Muster der geerbten DNA-Segmente vom Denisova-Menschen, die die einzelnen Individuen teilen, deuten jedoch darauf hin, dass diese Abstammung auf gemeinsame Kontakte der Ostasiaten mit dem Denisova-Menschen im Laufe der Zeit zurückzuführen ist. "Dies deutet darauf hin, dass ein Genfluss von einer Quelle erfolgte, die weniger oder gar keine DNA des Denisova-Menschen aufwies, wodurch der Anteil der DNA des Denisova-Menschen in frühen Ostasiaten reduziert wurde", erklärt Stéphane Peyrégne, Populationsgenetiker und Mitautor der Studie. "Die DNA-Segmente, die wir vom Denisova-Menschen geerbt haben, sind ein wichtiger Marker für die Rekonstruktion der Bevölkerungsgeschichte."
Diese Studie zeigt, dass DNA-Segmente des Denisova-Menschen Aufschluss über vergangene Bevölkerungsbewegungen geben können. Sie belegt, dass das genetische Erbe des Denisova-Menschen seinen Weg nach Westeurasien gefunden hat, wenn auch nur in geringem Umfang. Dies geschah hauptsächlich durch die Ausbreitung von Menschen aus Osteurasien, die vor etwa 12.000 Jahren begann.
Eine weitere überraschende Erkenntnis dieser Studie betrifft die alten Jomon-Völker des japanischen Archipels und der Ryukyu-/Okinawa-Inseln, die einen genetischen Beitrag zu den heutigen Japanern geleistet haben. Obwohl die Jomon dasselbe Erbgut des Denisova-Menschen wie die Festlandspopulationen in sich trugen, wiesen sie unter den Ostasiaten den geringsten Anteil davon auf.
Das bedeutet, dass die Jomon eine Abstammungslinie darstellen, die nicht mit dem Denisova-Menschen in Kontakt kam. Stattdessen führen sie ihre DNA-Segmente vom Denisova-Menschen möglicherweise auf einen späteren Genfluss aus Ostasien zurück. Eine weitere Möglichkeit ist, dass diese Abstammungslinie nur einen sehr geringen Genaustausch mit dem Denisova-Menschen hatte, bevor sie sich von anderen Ostasiaten trennte. Einen späteren, bedeutenden Genaustausch mit dem Denisova-Menschen auf dem Kontinent erfuhr sie jedoch nicht. "Daraus lässt sich schließen, dass einige Gruppen während der frühen Ausbreitung in Ostasien unterschiedliche Routen genommen haben oder dass die Denisova-Menschen so dünn verteilt waren, dass es selten zu Interaktionen mit ihnen kam", sagt Jiaqi Yang, Erstautor der Studie und Promovierender am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie.
Obwohl das Wissen über die Herkunft der Jomon und anderer Ostasiaten während der Steinzeit noch begrenzt ist, zeigen diese Ergebnisse, dass es eine komplexe und regional vielfältige Geschichte der Interaktionen zwischen modernen Menschen und Denisova-Menschen gab. Weitere alte Genomdaten werden dazu beitragen, den Zeitpunkt und die Art dieser Interaktionen genauer zu bestimmen.
Publikation
An early East Asian lineage with unexpectedly low Denisovan ancestry
Current Biology. 20.10.2025
DOI: 10.1016/j.cub.2025.08.051
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