Neue UNESCO-Welterbestätten 2021

Neben den deutschen Welterbestätten wurden natürlich auch weitere Orte auf der ganzen Welt neu auf die Liste der UNESCO gesetzt. Die archäologisch interessanten Neuzugänge von Italien bis Chile haben wir hier für Sie zusammengestellt.

Felskunst in Himā Najrān, Saudi-Arabien
Felskunst in Himā Najrān, Saudi-Arabien (© SCTH, Dr. Majeed Khan)

Die Arkadengänge Bolognas (Italien)
Die aus insgesamt 62 Kilometern ausgewählten Abschnitte spiegeln verschiedene Stil- und Bauphasen wider. Konzipiert als privates Eigentum zur öffentlichen Nutzung, sind die Arkadengänge Ausdruck und Bestandteil der urbanen Identität Bolognas.

Paduas Freskenzyklen aus dem 14. Jahrhundert (Italien)
Die Freskenzyklen befinden sich im alten Stadtzentrum Paduas, untergebracht in acht Gebäudekomplexen: der Cappella degli Scrovegni, der Chiesa degli Eremitani, dem Palazzo della Ragione, dem Palazzo Papafava dei Carraresi, dem Baptisterium sowie den angrenzenden Piazze, der Basilica di Sant’Antonio und dem Oratorio di San Michele. Inspiriert von Fortschritten der optischen Wissenschaft nutzten Giotto und andere Künstler des 14. Jahrhunderts hier erstmalig die räumliche Perspektive und stellten menschliche Figuren mit individuellen Zügen und Gefühlsäußerungen dar. Ihre Werke bezeugen das besondere prähumanistische Klima im Padua des frühen 14. Jahrhunderts und beeinflussten Freskoarbeiten weit über die Zeit der italienischen Renaissance hinaus.

Bergbaulandschaft Roșia Montană (Rumänien)
In Roșia Montană befindet sich die bedeutendste, weitläufigste und technisch facettenreichste Goldmine des Römischen Reiches. Während der Besatzung Dakiens zwischen 106 und 271 unserer Zeitrechnung angelegt, erstrecken sich die Stollen über sieben Kilometer und vier Berge. Archäologische Funde in der umliegenden Landschaft belegen zudem eine Vielzahl an Erzverarbeitungsstätten, Unterkünften, Verwaltungsgebäuden, Friedhöfen und sakralen Orten. Für Bau und Betrieb kamen innovative Techniken aus dem gesamten Römischen Reich zur Anwendung. Beispielsweise erfolgte die Entwässerung durch hispanische Schaufelräder mit Tretmühlenantrieb. Viele Elemente der Bergbaulandschaft sind jedoch einzigartig, darunter die übereinander gelegten vertikalen Abbaubereiche, die sogenannten Strossen, mit stufenweise ausgeschnittenem Dach. In ihrer Gesamtheit verkörpert Roșia Montană eine unvergleichliche Pionierleistung in der Abbautechnologie. Die Stätte wurde zudem in die Liste des gefährdeten Welterbes aufgenommen, da Lizenzen für den Edelmetall-Abbau in dem Gebiet bestehen.

Felsbilder am Onegasee und am Weißen Meer (Russische Föderation)
Die 4.500 Felsbilder in der Republik Karelien wurden von Menschen der Kammkeramischen Kultur während der Jungsteinzeit geschaffen. Sie sind in 33 Teilgebiete aufgeteilt, 22 am Onegasee und elf am Weißen Meer. Die Bilder sind nicht nur eine der größten Felskunststätten weltweit, sondern auch von herausragender Qualität und besonderer künstlerischer Ausdruckskraft.

Moscheen im sudanesischen Stil an der nördlichen Elfenbeinküste (Côte d'Ivoire)
Die Lehmbauweise der acht kleinen Moscheen in Tengréla, Kouto, Sorobango, Samatiguila, M'Bengué, Kong und Kaouaraé ist spezifisch für den Sudan und die Savannenregion Westafrikas. Um das 14. Jahrhundert in Djenné im Malireich entstanden, kennzeichnen die Moscheen hervorstehende Balken und vertikale Strebepfeiler, die von Keramik oder Straußeneiern gekrönt sind, sowie sich verjüngende Minarette. Vor allem ab dem 16. Jahrhundert breitete sich dieser Stil von den Wüstengebieten nach Süden aus, wurde niedriger und entwickelte als Reaktion auf das feuchtere Klima kräftigere Strebepfeiler. Die acht eingetragenen Teilstätten sind die am besten erhaltenen Stilbeispiele von insgesamt zwanzig Moscheen, die heute noch in Côte d'Ivoire existieren.

Arslan Tepe (Türkei)
Arslan Tepe ist eine archäologische Ausgrabungsstätte in der Malatya-Ebene, zwölf Kilometer südwestlich des Euphrat. Vom 6. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung bis in die spätrömische Zeit besiedelt, erlebte es seine Blüte im späten Chalkolithikum, der Kupfersteinzeit, als der Palastkomplex erbaut wurde. Aus dieser Periode sind nicht nur der Besiedlungsplan und die Bautechnik belegt. Auch Wandputz und Wandmalereien haben sich bemerkenswert gut erhalten. Damit gewährt Arslan Tepe einen einzigartigen Einblick in ein erstes elitäres Leben und die frühesten Formen staatlicher Verwaltung.

Kulturraum von Ḥimā (Saudi-Arabien)
Die Stätte liegt an der ältesten Zollstation einer historisch bedeutenden Karawanenroute im Südwesten Saudi-Arabiens. Reisende, die zu verschiedenen Zeiten die Wüste durchquerten, hinterließen hier Spuren in Form von Inschriften und Bildern auf den nahe gelegenen Felsen. Ihre gemalten, geschriebenen oder eingeritzten Äußerungen über Liebe, Bräuche, Religionen und Jagd sowie über Tiere und Pflanzen stellen eine einzigartige Chronik der letzten 7.000 Jahre menschlicher Kultur dar.

Kulturlandschaft Hawraman/Uramanat (Iran)
Bis zu 40.000 Jahre alte Pfade, Felsunterkünfte, Friedhöfe, Burgen und Inschriften erzählen von einer ununterbrochenen Besiedelung der Zagros-Berge, die sich konsequent an die unwirtliche Umgebung angepasst hat. Die kurdische Bevölkerung, die das Gebiet seit Jahrtausenden bewohnt, pflegt bis heute althergebrachte Lebens- und Arbeitsweisen, wie die Wanderweidewirtschaft, das saisonale Wohnen in Havars oder die Anlage steil abfallender Terrassen für Landwirtschaft und Siedlungsbau.

Tempel von Kakatiya Rudreshwara (Ramappa), Telangana (Indien)
Der Rudreshwara-Tempel, im Volksmund Ramappa-Tempel genannt, ist das bedeutendste Shiva-Heiligtum eines großen Tempelkomplexes aus der Kakatiyan-Zeit von 1123 bis 1323. Reich geschmückt mit verzierten Balken und Säulen aus geschnittenem Granit und Dolerit, krönt ihn ein markanter pyramidenförmiger Vimana, ein horizontal gestufter Turm, aus sogenannten "schwimmenden Ziegeln". Auf dem Tempelgelände – wie auch im gesamten Komplex – befinden sich zudem zahlreiche hochwertige Steinskulpturen. Der Komplex ist damit ein herausragendes Beispiel für die Entwicklung von Kakatiya-Tempeln im Rahmen groß angelegter Landschaftsgestaltung.

Dholavira: Eine Stadt der Harappan Kultur (Indien)
Dholavira, zwischen 3000 und 1500 vor unserer Zeitrechnung auf der wasserarmen Insel Khadir im großen Rann von Kachchh, einem Salzsumpf, erbaut, war das südliche Zentrum der Harappan-Kultur. Die archäologische Fundstätte umfasst die befestigte Stadt und den Friedhof. Obwohl teilweise mit anderen Harappan-Städten vergleichbar, weist Dholavira zahlreiche Besonderheiten auf. Dazu zählen eine planvolle Stadtanlage, vielschichtige Verteidigungssysteme, soziale Ordnungsstrukturen, eine umfangreiche und qualitativ hochwertige Perlenherstellung sowie einzigartige Bestattungstraditionen in der Natur. Zudem zeugt ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem mit Brunnen, Tanks, Dämmen, Stauseen und Abflüssen von außerordentlichem Erfindungsreichtum. Als eine der wichtigsten repräsentativen Stätten der Harappan ist Dholavira unverzichtbar für das Verständnis dieser Kultur.

Quanzhou: Markt- und Handelsplatz der Song-Yuan-Dynastie (China)
In einer Blütezeit des asiatischen Seehandels zwischen dem 10. und 14. Jahrhundert wuchs Quanzhou zu einem Handelszentrum von Weltbedeutung heran. Grund dafür war eine äußerst vorausschauende und ganzheitliche Stadtplanung, die neben territorialen und institutionellen auch soziokulturelle Faktoren berücksichtigte. Hinzu kamen die Entwicklung eines einzigartigen Produktions- und Transportwesens. Dementsprechend setzt sich die Welterbestätte aus zahlreichen unterschiedlichen Einzeldenkmälern zusammen. In ihrer Verbindung zueinander zeigen sie den großen Beitrag Quanzhous für die Entwicklung Ost- und Südostasiens auf.

Prähistorische Stätten der Jomon in Nordjapan (Japan)
Im Süden der Insel Hokkaido geben siebzehn archäologische Fundstätten Zeugnis von der besonderen Lebensweise und komplexen spirituellen Kultur der Jomon. Statt nach dem Beginn ihrer Sesshaftigkeit Land zu bewirtschaften, blieben die zwischen 15000 und 400 vor unserer Zeitrechnung lebenden Jomon stets Jäger, Fischer und Sammler. Dadurch griffen sie während der Jahrtausende nur wenig in ihre Umwelt ein und passten vorrangig sich selbst an die klimatischen Veränderungen an. So sind Siedlungsplätze der Jomon in nahezu jedem Gelände zu finden, von den Bergen bis zum Meer. Zugleich dokumentieren ihre Gräber, künstlichen Erdwälle und vermutlich für Zeremonien verwendeten Steinkreise nicht nur eine reiche spirituelle Praxis, sondern auch soziale Bindungen zwischen den verstreuten Siedlungen.

Archäoastronomischer Komplex von Chanquillo (Peru)
Obwohl er nur für einen vergleichsweise kurzen Zeitraum – von etwa 250 bis 200 vor unserer Zeitrechnung – genutzt wurde, stellt der Archäoastronomische Komplex von Chanquillo den Höhepunkt langer astronomischer Entwicklungen im peruanischen Casma-Tal dar. Die Anlage besteht aus einem dreifach ummauerten Festungs- und Tempelhügel sowie dem Sonnenobservatorium, einem Verwaltungstrakt und dreizehn würfelähnlichen Türmen, die sich an einer Hügelkante entlangziehen. Diese Türme und der Berg Cerro Mucho Malo wurden als künstlicher Horizont genutzt, um über das gesamte Jahr hinweg Kalenderdaten mit einer Genauigkeit von ein bis zwei Tagen bestimmen zu können. Damit ist das im Norden Perus gelegene Chanquillo ein herausragendes Beispiel frühgeschichtlicher Zeitmessung.

Siedlungen und künstliche Mumifizierung der Chinchorro-Kultur in Arica y Parinacota (Chile)
Die Chinchorro siedelten zwischen 5450 und 890 vor unserer Zeitrechnung an der Nordküste Chiles. Obwohl sie dort mit den extremen Umweltbedingungen einer äußerst trockenen Küstenwüste konfrontiert waren, entwickelten sie dank intelligenter Nutzung von Meeresressourcen eine vielschichtige Kultur. Die Überreste ihrer Siedlungen und Friedhöfe zeugen insbesondere von einer komplexen Spiritualität. So waren die Chinchorro nachweislich die ersten Menschen weltweit, die ihre Verstorbenen künstlich mumifizierten.

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