Neue Forschungen zu den antiken Grabhügeln der Welterbestätte Pergamon

Aktuelle Untersuchungen des größten Grabhügels von Pergamon, dem Yiğma Tepe, erbrachten neue Erkenntnisse zur Konstruktionsweise und lieferten Hinweise auf einen möglichen älteren und kleineren Hügel im Kern des Monumentalgrabes.

Grabhügel Yiğma Tepe, Pergamon
Ansicht des monumentalen Grabhügels Yiğma Tepe aus der Luft. Foto: DAI

2014 sind die Ruinen der antiken Stadt Pergamon (Türkei – Provinz Izmir – Landkreis Bergama) in die Liste der Welterbestätten der UNESCO aufgenommen worden. Dabei spielten auch die großen Grabhügel in der Ebene westlich der Stadt eine zentrale Rolle: Sie stehen in einem visuellen Dialog mit den Monumenten des Stadtberges und symbolisieren den Anspruch Pergamons und der Herrscherfamilie der Attaliden (3.-1. Jahrhundert v. Chr.) auf das Umland.

Besonders eindrucksvoll ist der monumentale Yiğma Tepe. Mit einer Höhe von über 30 Metern und einem Durchmesser von 158 Metern ist er in vieler Hinsicht eine archäologische Herausforderung .  Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind erste Ausgrabungen durchgeführt worden, die das Innenleben des Hügels aber nicht klären konnten. Seit 2014 untersucht ein Team von Geophysikern der Universität Kiel das Grabmonument mit einer Kombination modernster Methoden. Erste Ergebnisse belegen die komplizierte Schichtung des Hügels. Ausgrabungen in diesem Sommer haben gezeigt, daß zur Organisation der Aufschüttung von ca. 260.000 Kubikmetern Erde und Steinen radiale Reihen aus Flußkieseln ausgehend von der äußeren Ringmauer angelegt wurden. Beide Beobachtungen sprechen dafür,  daß der Yiğma Tepe über einem älteren Hügel in mehreren Phasen angeschüttet wurde. Dies könnte mit einem Ahnenkult der Attaliden oder auch mit der längere Nutzung des Hügels über mehrere Generationen hinweg zusammenhängen. In der Schüttungstechnik werden zudem Parallelen zwischen den Grabmälern hellenistischer Herrscher Anatoliens und eisenzeitlicher Großgrabhügel in Mitteleuropa deutlich. Die Erforschung des Yiğma Tepe ist Teil eines französisch-türkisch-deutschen Kooperationsprojekts, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Agence nationale de la recherche gefördert wird und noch bis 2017 andauert.

Die Pergamongrabung wird mit Genehmigung des Ministeriums für Kultur und Tourismus durch das Deutsche Archäologische Institut durchgeführt. An den Arbeiten in Bergama und Umgebung sind neben 45 lokalen Arbeitskräften über einhundert deutsche, türkische und internationale Wissenschaftler und Studenten beteiligt. Parallel zu den Ausgrabungen finden umfangreiche Konservierungsarbeiten vor allem in der Roten Halle und im Gymnasion statt.

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