Nationales Historisches Museum der Ukraine und LEIZA vertiefen Zusammenarbeit
Bereits seit rund 15 Jahren besteht ein guter Austausch zwischen dem NMHU und dem LEIZA. Die bislang projektbezogenen Beziehungen werden nun durch die künftige engere Kooperation einen verlässlichen Rahmen erhalten und neuen Projekten die Tür öffnen. Dabei werden Schwerpunkte auf Methoden der Restaurierung, der digitalen Dokumentation und dem Schutz von Kulturgütern liegen, genauso wie auf der gemeinsamen wissenschaftlichen Erforschung der Sammlungen.
Zu den geplanten Vorhaben zählen unter anderem die vergleichende Erforschung von Sammlungsbeständen, etwa zu besonderen Glasfunden und Münzen. Ein weiterer wissenschaftlicher Fokus liegt auf der Erforschung der Geschichte des mittelalterlichen Kyjiwer Reichs (der Kyjiwer Rus‘), das von skandinavischen Gruppen gegründet worden war. Hierzu liegt ein Themenschwerpunkt beim LEIZA am Standort Schleswig.
Besondere Bedeutung kommt der Forschung zur byzantinischen Geschichte zu: Während Byzanz im akademischen System der Sowjetzeit nur eine untergeordnete Rolle spielen konnte, gewinnt es heute stark an Gewicht – sowohl wissenschaftlich als auch für das kulturelle Selbstverständnis der Ukraine. "Das byzantinische Erbe der Ukraine ist ein integraler Bestandteil der europäischen Geschichte. Die Zusammenarbeit mit dem LEIZA hilft uns, dieses Erbe international sichtbar zu machen und wissenschaftlich neu zu verorten", erklärt NMHU-Generaldirektorin Olena Zemliana. Unter anderem ist ein europäischer Förderantrag geplant, um die Museen mit byzantinischen Beständen international zu vernetzen.
Die Intensivierung der Gespräche über ein Kooperationsabkommen erfolgte Anfang 2025. "Uns eröffnete sich die seltene Chance, lang gehegte wissenschaftliche Verbindungen zum bedeutendsten Museum der Ukraine zu institutionalisieren", betont die Generaldirektorin des LEIZA, Univ.-Prof. Dr. Alexandra W. Busch. "Unsere Expertise in Restaurierung, Digitaler Archäologie und Kulturgutschutz ergänzt sich ideal mit den reichen Beständen des NMHU – von der Wikingerzeit über die Rus’ bis hin zu Byzanz und den Kulturen der Steppe."
Die historischen Verflechtungen zwischen Mainz und Kyjiw reichen weit zurück: Bereits im Jahr 960 wurde mit dem Mönch Libutius, der im Kloster St. Alban in Mainz zum Bischof für das russische Fürstentum von Kyjiw geweiht wurde, ein erster, wenn auch kurzer, geistlicher Brückenschlag geschaffen. "Heute können wir gemeinsam die europäische Kulturgeschichte erforschen – und das kulturelle Erbe der Ukraine in einer Zeit großer Herausforderungen stärken", so die beiden Generaldirektorinnen.
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