Leben auf Sizilien vor 2.600 Jahren

Bochumer Archäologen resümieren Gela-Survey mit einem Studientag für Projektpartner und Doktoranden in den Kunstsammlungen.

Fundstück: Webgewicht aus Terrakotta
Fundstück: Webgewicht aus Terrakotta mit "übelabwehrender Fratze" von einem Webstuhl aus dem 4. Jahrhundert v. Chr.

Mit einem Studientag in den Kunstsammlungen ziehen die Bochumer Archäologen um Prof. Dr. Johannes Bergemann am morgigen Freitag, 20.4. ein erstes Resümee ihrer Feldforschungen auf Sizilien: Seit 2002 untersuchen sie die Umgebung der Stadt Gela systematisch auf sichtbare archäologische Reste an der Oberfläche ("Survey"). Auf der Veranstaltung stellen die Bochumer Archäologen und ihre sizilianischen Partner gemeinsam die Forschungsergebnisse vor. Zugleich dient der Studientag dazu, Doktorandinnen und Doktoranden der neuen Ruhr-University Research School in Kontakt mit ausländischen Wissenschaftlern zu bringen.

Programm im Internet


Der Studientag beginnt um 9.15 Uhr in den Kunstsammlungen der RUB. Höhepunkt der Veranstaltung ist ein öffentlicher Abendvortrag um 18.15 Uhr von Soprintendentin Dr. Rosalba Panvini, Direktorin der sizilianischen Bodendenkmalpflege (Vortrag in italienischer Sprache mit deutscher Zusammenfassung). Die Medien sind herzlich willkommen. Das ausführliche Programm steht im Internet unter www.rub.de/archaeologie/home.htm

Der Gela-Survey


Ein Gebiet von 200 qkm haben Wissenschaftler und Studierende des Instituts für archäologische Wissenschaften der Ruhr-Universität Bochum (RUB) in den vergangenen fünf Jahren erforscht: Bei ihren Feldarbeiten entdeckten sie 250 neue Fundstellen, darunter 35 aus der Bronzezeit, 126 griechische, 63 römische und spätantike. "In der Zusammenschau ergeben sie eine umfassende ländliche Siedlungsgeschichte des Gebiets", so Prof. Bergemann. So konnten die Forscher unter anderem nachweisen, dass die griechischen Einwanderer auf Sizilien bereits im 7. oder 6. Jahrhundert v. Chr. in der Küstenebene siedelten, während die Einheimischen im Innern der Insel lebten. Aus ihren Funden schließen die Forscher, dass beide Völker nicht miteinander in Konflikt gerieten, sondern koexistierten. Zwar nahmen die Bewohner Zentralsiziliens nach und nach die griechische Lebensweise an, ihre Kultur wies jedoch noch für mehrere Jahrhunderte die Züge einer "Mischkultur" auf.

Anschlussprojekt erforderlich


Auch nach Abschluss der Feldarbeiten gibt es auf Sizilien viel zu tun: In Zusammenarbeit mit der sizilianischen Bodendenkmalpflege sollte im vergangenen Jahr eigentlich der wichtige Fundplatz von Sorgente di Castagnelle ausgegraben werden. Im 6. Jahrhundert v. Chr. diente er wahrscheinlich als Heiligtum und zugleich als Kontaktpunkt zwischen den Griechen und Sizilianern. Da dies noch nicht geschehen ist, hoffen die Bochumer Archäologen und ihre italienischen Projektpartner, Geldgeber für ein entsprechendes Anschlussprojekt zu finden. Aus den bisherigen Ergebnissen des Surveys entsteht zudem eine Abschlusspublikation, die gerade vorbereitet wird.

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