Internationales Symposium über "die Natur der Kultur"

Das Symposium "The Nature of Culture", das vom 15. bis 18. Juni 2011 an der Universität Tübingen stattfindet, beschäftigt sich mit der Frage nach der Entwicklung der menschlichen Kulturfähigkeit zwischen kulturellen Basisfähigkeiten und moderner Hochkultur.

Gibt es „die Kultur“, und wer besitzt „Kultur“? Wo und wann fängt Kultur an und wie hat sich menschliche Kultur entwickelt? Der Begriff wird in verschiedenen Disziplinen ganz unterschiedlich gebraucht. In den Kultur- und Sozialwissenschaften stehen moderne Menschen als intentional und absichtsvoll handelnde Kulturwesen im Mittelpunkt. Naturalistische Ansätze erklären Kulturleistungen dagegen als natürliche Phänomene auf evolutionärer Grundlage, wobei auch Tiere Kulturträger sein können. Zwischen diesen extremen Ansätzen versuchen Paläoanthropologie und Urgeschichte die Entwicklung der Gattung Homo und ihrer kulturellen Fähigkeiten und Ausdrucksformen zu begreifen.

Grundlage der Diskussionen ist ein Modell, das die verschiedenen Kulturansätze integrieren soll. Die kulturellen Fähigkeiten verschiedener Arten – seien es Tiere, Frühmenschen oder moderne Menschen – bilden sich aus biologisch, historisch und individuell erworbenen Eigenschaften in Wechselwirkung mit der Umwelt aus. International renommierte Fachleute aus den Bereichen Primatologie, Paläoanthropologie, Ur- und Frühgeschichte und Kulturanthropologie kommen in Tübingen zusammen, um über das neue Kulturmodell zu diskutieren.

Das Symposium „The Nature of Culture“ wird organisiert von der Forschungsstelle „The Role of Culture in Early Expansions of Humans“ (ROCEEH) der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Die Akademie ist Trägerin des Projekts, das an der Universität Tübingen sowie beim Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt angesiedelt ist. Seit 2008 forschen in der auf 20 Jahre projektierten Forschungsstelle Archäologen, Päläoanthropologen, Paläobiologen und Geographen gemeinsam an Fragen zu Ursprung, Verlauf und Ursachen menschlicher Ausbreitungen zwischen 3 Millionen und dem letzten glazialen Maximum um 20.000 Jahre vor heute im Raum Afrika und Eurasien. Es wird untersucht, wann, wo und in welcher Form das Zusammenspiel von sich wandelnden Umweltbedingungen, biologischer Evolution und kultureller Entwicklung es der Gattung Homo erlaubte, die Verhaltensnische eines großen afrikanischen Menschenaffen zu erweitern und neue Nischen auch außerhalb Afrikas zu erschließen.

Die Tagung ist nichtöffentlich. An die breitere Öffentlichkeit richtet sich der eröffnende Abendvortrag: Der Tübinger Urgeschichtler Prof. Nicholas J. Conard PhD spricht über "The Nature of Culture – Evidence from Cave Sites of the Swabian Jura". Der Vortrag findet am Mittwoch, dem 15. Juni, um 18.15 Uhr im Vortragsraum der Klassischen Archäologie auf Schloss Hohentübingen statt.

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