Im Garten Siedlungsspuren aus 7.000 Jahren gefunden

In Werl haben Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) auf einer kleinen Baufläche fast einhundert Befunde entdeckt, die von der Steinzeit bis zum Mittelalter reichen.

Am Lyggengraben im Werler Westen baut Klemens Stehr derzeit im Garten seines Elternhauses ein neues Eigenheim. Da aus dem Umfeld bereits Funde bekannt waren und in Werl immer mit Neufunden zu rechnen ist, war eine archäologische Begleitung der Bauarbeiten notwendig. Diese Aufgabe übernahm eine Fachfirma, die prompt auf der überschaubaren Fläche zahlreiche Gruben, Pfostengruben und Steinfundamente freilegte.

Diese Menge an archäologischen Befunden überraschte auch die Archäologen des LWL.
Es stellte sich schnell heraus, dass sich die entdeckten Siedlungsspuren über einen Zeitraum von mehr als 7.000 Jahren verteilen: Einige sind mittelalterlich, andere Hinterlassenschaften dagegen stammen aus der Jungsteinzeit, der sogenannten Linearbandkeramik, als die ersten Bauern in Westfalen sesshaft wurden.

Besonders während der heißen Wetterperiode Mitte Juni waren die Grabungsarbeiten nicht einfach. Der Boden war stark ausgetrocknet und einige Gruben reichten tief in die Erde hinein. Gerade in diesen tiefen Gruben lagen zahlreiche Funde aus der Jungsteinzeit. Dazu zählen die typisch bandverzierten Keramikscherben und aus Feuerstein geschlagene Werkzeuge, darunter eine schöne Pfeilspitze.

Auch aus dem Mittelalter sind viele Keramikscherben geborgen worden. Außerdem fanden die Archäologen große Mengen von Tierknochen, die Aufschlüsse über die damalige Ernährung geben. Demnach wurden an dem Fundplatz vor allem Schweine geschlachtet und verzehrt.

Der Bereich um den Werler Lyggengraben wurde in den vergangenen Jahrzehnten dicht bebaut, ohne dass Archäologen vor Ort waren. Der aktuelle Fund mache deutlich, dass der Verlust an archäologischen Hinterlassenschaften hoch sei, so Prof. Dr. Michael Baales, Leiter der Außenstelle der LWL-Archäologie in Olpe. »Umso wichtiger ist es daher, bei zukünftigen Baumaßnahmen genau hinzuschauen: Ansonsten gehen Funde vergangener Zeiten unwiederbringlich verloren. Wir versuchen bei Privatpersonen, die vom Denkmalschutzgesetz vorgesehene Kostenübernahme für die Ausgrabung durch den Einsatz eigenen Personals zu vermeiden«, erläutert Baales. »Allerdings ist unsere Personaldecke nicht so dick, dass dies hier mit einem kurzen Einsatz zu erledigen gewesen wäre. Daher bin ich sehr dankbar, dass Herr Stehr eine Fachfirma mit ins Boot holte.« Zusammen wurde die Vielzahl an Befunden in knapp vier Wochen untersucht.

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