Gemeinsam gegen den illegalen Handel mit Kulturgütern

Dem Kampf gegen den illegalen Handel mit Kulturgütern widmet sich das neu gegründete europäische Netzwerk "NETcher", das am 28. und 29. Mai in der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Institut in Frankfurt am Main tagte.

Der illegale Handel mit antiken Kulturgütern hat mit den Plünderungen von Museen und den Raubgrabungen in den Krisenregionen des Irak, Jemen und Syriens eine tragische Aktualität erhalten. Er ist Teil der Finanzierung von Terrorismus und wird als einer der umsatzstarken illegalen Märkte der Welt bezeichnet. Doch ist er nicht nur ein politisches und wirtschaftliches Problem, sondern auch ein soziales und kulturelles und zudem eine länderübergreifende Herausforderung.

Hier setzt nun das internationale Netzwerk "NETcher" (NETwork and digital platform for Cultural Heritage Enhancing and Rebuilding) an. Es besteht aus Sachverständigen ganz unterschiedlicher Bereiche, wie Archäologie, Museologie, Kriminalistik, Rechtswissenschaft, Politik und Informationstechnik. Mit Mitteln aus dem EU-Förderprogramm "Horizon 2020", mit dem die Europäische Kommission Kooperationen und Unterstützungen finanziert, wurde es in diesem Jahr ins Leben gerufen. Von deutscher Seite sind das Deutsche Archäologische Institut (DAI) in Berlin und seine Zweigstelle in Frankfurt am Main, die Römisch-Germanische Kommission (RGK), beteiligt. Ziel ist der Aufbau einer digitalen Plattform zur Vernetzung verschiedener Experten des Kulturgüterschutzes.

Der erste Workshop dieses Zusammenschlusses von Experten aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Belgien fand unter dem Titel "Illicit trafficking in Cultural Heritage. NETCHER state of play" statt. Im Mittelpunkt des Treffens standen die Themenbereiche:

  • Provenienz und die Rückverfolgbarkeit von Kulturerbe
  • Ausbildung und Bewusstseinsbildung
  • Erhalt und Rekonstruktion von Kulturerbe
  • Rückgabe und Restitution von Kulturerbe
  • Wege und Akteure des illegalen Kulturguthandels sowie
  • exekutive und legislative Interventionen.

Anhand von Fallstudien wurden Problembereiche identifiziert, Lösungsansätze diskutiert und gemeinsam Best-Practice Leitfäden entwickelt.

Das DAI hat während seiner 190-jährigen Geschichte mit seinen weltweiten Kooperationen, Abteilungen und Forschungsstellen nicht nur eine weitreichende Expertise im Kulturerhalt und in der Dokumentation und digitalen Rekonstruktion von Kulturgütern erlangt, sondern setzt sich zudem für die Aus- und Weiterbildung von Wissenschaftlern, Fachleuten und Handwerkern aus Krisengebieten und deren Anrainerstaaten ein. Insbesondere das am DAI koordinierte Expertennetzwerk "Archaeological Heritage Network" (ArcHerNet) hat mit seiner vom Auswärtigen Amt mit Sondermitteln unterstützten Projektreihe "Stunde Null – Eine Zukunft für die Zeit nach der Krise" nachhaltige Strategien zum Schutz und Erhalt des kulturellen Erbes entwickelt, die im Rahmen des Frankfurter Workshops als erfolgreiches Beispiel vorgestellt werden.

Zentrales Anliegen von DAI und RGK ist es, die Bedrohungen für Kulturerbe zu identifizieren, das Kulturerbe mit archäologischen, naturwissenschaftlichen und digitalen Methoden zu schützen und unser Wissen durch ein systematisches Forschungsdatenmanagement für zukünftige Generationen langfristig zu archivieren. Der NETcher-Workshop in Frankfurt war ein wichtiger Baustein, diese Ziele in internationaler Zusammenarbeit zu verwirklichen.

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