Die Zukunft der Erforschung der Vergangenheit

Neue Technologien und Digitalisierung verändern die Archäologie. Neben den klassischen Methoden ihrer Disziplin verwenden Archäologen heute zunehmend Technologie, um die Spuren der Vergangenheit zu entdecken und lesbar zu machen. Die HTW Dresden unterstützt diese Entwicklung mit der Einrichtung des internationalen Masterstudiengangs »Computer and Geoscience in Archaeology«

Studienangebot HTWD
Screenshot der HTWD-Website

Ab dem kommenden Wintersemester können sich Studieninteressierte im neuen, internationalen Studiengang »Computer and Geoscience in Archaeology« an der HTW Dresden immatrikulieren.
Der Studiengang richtet sich an Absolventinnen und Absolventen eines Bachelor-Studiums in Archäologie, die sich technologische und ingenieurwissenschaftliche Kenntnisse und Fertigkeiten aneignen wollen. Diese sollen es ihnen ermöglichen, modernste Technologien für die Erforschung und den Schutz des archäologischen Kulturerbes einzusetzen.
»Das Programm stützt sich auf drei Säulen«, erläutert Dr. Marco Block-Berlitz, Professor für Computergrafik und Studiendekan des neuen Programms. »Die Studierenden erhalten bei uns Einblicke in wichtige Grundlagen aus Informatik und Geoinformation, wie zum Beispiel Mathematik, Programmierung, Vermessung und Fernerkundung. Die Dritte Säule bildet die Archäologie, wo die gelernten Fähigkeiten zur Anwendung gebracht werden sollen.«

Kulturerbe mithilfe digitaler Methoden schützen

Dr. Hendrik Rohland, Gastprofessor für Archäoinformatik an der HTWD stellt fest: »Der Digitale Wandel eröffnet der Archäologie vorher unvorstellbare Möglichkeiten. Dank der Entwicklungen in Computertechnik, Sensorik und Robotik können wir heute so präzise und umfangreich wie nie zuvor Daten aufnehmen und auswerten, um Einblicke in die Geschichte der Menschheit zu bekommen. Das bedeutet aber auch, dass es nicht reicht, Fachkenntnisse über die Geschichte und die materiellen Hinterlassenschaften einer Region oder Epoche zu haben. Wir brauchen in der Archäologie eine breite methodische Expertise, um in Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftsdisziplinen all die Möglichkeiten zu nutzen, die wir heute haben.« Dr. Tim Karberg, ebenfalls Gastprofessor für Archäoinformatik an der HTWD ergänzt: »Gerade in den leider unruhigen Zeiten, in denen wir heute leben, ist das archäologische Erbe in vielen Ländern durch Bürgerkriege und andere Konflikte bedroht. Gleichzeitig schränkt dies die Möglichkeiten zur Arbeit vor Ort stark ein. Viele der digitalen Methoden, vor allem im Bereich Fernerkundung, bieten hier Alternativen – nicht nur für die wissenschaftliche Forschung, sondern auch für das Monitoring akut bedrohten Kulturerbes«.

Englischsprachiger Studiengang eröffnet internationale Perspektiven

Das Programm richtet sich an deutsche und auch ausländische Studierende und wird deshalb komplett in englischer Sprache angeboten. »Im Vergleich zu anderen Disziplinen ist die Archäologie natürlich ein zahlenmäßig kleines Fach«, schränkt Rohland ein, »Wir gehören jedoch zu den ganz wenigen die ein solches Programm anbieten. Mit dem englischsprachigen Studiengang wollen wir Studierenden aus ganz Europa und darüber hinaus ein Angebot machen.«
An der Hochschule sind in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten schon viele Projekte rund um das archäologische Kulturerbe durchgeführt worden, darunter an der Fakultät Geoinformation, die ebenfalls an dem Studiengang beteiligt ist. Dr. Martin Oczipka, Professor für Fernerkundung und Digitale Bildverarbeitung, hat aus zahlreichen Projekten einige Erfahrungen in diesem Bereich: »In der Archäologie stehen häufig zwei Fragen am Anfang: Wann und wo? Gerade das ‚Wo« ist die Domäne der Geoinformation. Hier können wir auf eine lange Tradition der Zusammenarbeit mit archäologischen Institutionen wie dem Landesamt für Archäologie und dem Deutschen Archäologischen Institut zurückblicken. In Zukunft wollen wir diese Kooperationen im Sinne der Ausbildung des Nachwuchses weiter ausbauen.«

Sommer-Akademien, Exkursionen und Austauschprogramme

Während der Entwicklungsphase des Studienganges, die vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) finanziell gefördert wurde, kooperierte die HTW Dresden unter anderem mit dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) und der Nationaluniversität der Mongolei. In den letzten vier Jahren fanden Sommer-Akademien, Exkursionen und Austauschprogramme statt. So konnten Studierende zu den Feldforschungen des DAI in die Mongolei reisen; mongolische Studierende hatten die Möglichkeit Dresden zu besuchen und hier an Lehrveranstaltungen teilzunehmen. In all diesen Veranstaltungen wurden die Inhalte für den Studiengang erarbeitet, weiterentwickelt und erprobt. Auch in diesem Sommer wird es wieder eine Sommer-Akademie für Interessierte geben. Im Herbst soll es dann mit dem Studiengang losgehen.
»Die Entwicklung ist nun abgeschlossen, der Studiengang steht! Wir freuen uns endlich loslegen zu können.« sagt Studiendekan Prof. Marco Block-Berlitz. Für das kommende Wintersemester können sich Studieninteressierte erstmals für den Studiengang einschreiben.

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