Ausgrabungen am Marktplatz in Geseke

LWL-Archäologen erwarten neue Erkenntnisse zur Stadtgeschichte

Im Rahmen der Umgestaltungsmaßnahmen des Marktplatzes in Geseke (Kreis Soest) untersuchen Archäologen unter Fachaufsicht des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) aktuell, welche Bodendenkmäler sich unter der Erdoberfläche erhalten haben. Aufgrund der Geschichte des Fundortes, die bis in die Frühe Neuzeit zurückreicht, sind Überreste ehemaliger Marktplatzoberflächen und Zeugnisse des damaligen Lebens, eventuell aber auch christliche Bestattungen und Erkenntnisse zur genauen Lage des alten Rathauses zu erwarten.

Bei einer Baubegleitung von Leitungstrassen stießen Archäologen vermutlich auf Mauerreste des ehemaligen Rathauses
Bei einer Baubegleitung von Leitungstrassen stießen Archäologen in Geseke vermutlich auf Mauerreste des ehemaligen Rathauses (im Bild mittig zu sehen), die bereits 30-40 cm unter der aktuellen Pflasteroberfläche beginnen. (Foto: LWL)

"Das Areal des heutigen Marktplatzes ist von besonderer Bedeutung für die Stadtwerdung Gesekes", erklärt Dr. Andreas Wunschel, wissenschaftlicher Referent für Mittelalter- und Neuzeitarchäologie beim LWL. Zum ersten Mal sei der Marktplatz in schriftliche Quellen für das Jahr 1271 belegt.

"Die Entwicklung der Stadt Geseke im Hoch- und Spätmittelalter deutet auf die bedeutende Rolle des Marktplatzes als einen Mittelpunkt von städtischem Handel und gesellschaftlichem Leben hin", so Wunschel. Die Archäologinnen erwarten daher, bei ihren Untersuchungen auch auf Überreste ehemaliger Marktplatzoberflächen wie Pflaster und auf Spuren des Marktgeschehens zu stoßen. Wunschel: "Aus Erfahrung wissen wir, dass wir dort manchmal auch Fundschichten antreffen, die bis an den Beginn der Ortsentwicklung und sogar noch weiter zurückreichen können."

Der Marktplatz grenzt im südöstlichen Teil an die katholische Pfarrkirche St. Peter. Auch hier erwarten die Fachleute bedeutenden archäologische Funde für die Stadtgeschichte. Die Kirche geht bis in das 9. bzw. 10. Jahrhundert zurück. Sie wurde mehrfach umgebaut, zum ersten Mal in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu einer dreischiffigen Basilika mit Westturm. Mitte des 13. Jahrhunderts erhielt der Sakralbau unter anderem einen quadratischen Chor. 1506 brannte die Kirche, 1522 wurde sie wieder aufgebaut.

Bis 1818 wurde das Areal um die Kirche als Bestattungsplatz genutzt. "Grundsätzlich ist bei Erdarbeiten im Umfeld der älteren Ortskirchen davon auszugehen, dass Reste christlicher Bestattungen angetroffen werden können", so der LWL-Archäologe Wunschel. Das ehemalige Pastorat der Kirche St. Peter liegt im Osten bzw. Nordosten des Geseker Marktplatzes. Es wurde 1528 fertiggestellt und im 18. und 19. Jahrhundert mehrfach umgebaut - zum letzten Mal 1904, bevor das Gebäude 1968 abgerissen wurde. Die Fläche wird ebenfalls von den Marktplatzumbauten betroffen sein.

Darüber hinaus vermuten die Archäologen auf dem Gelände des Marktplatzes auch Spuren des alten Rathauses von Geseke. Im Jahr 1217 wurde es erstmals erwähnt. 1562 fand ein Umbau statt, 1851 wurde das Rathaus wieder abgerissen. "Erst nach Abschluss unserer Untersuchungen können wir dazu mehr sagen", so Wunschel.

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