Die Archäologische Zone mit Jüdischem Museum entsteht auf und unter dem Kölner Rathausplatz. Eine unterirdische Dauerausstellung zeigt auf einem 600 Meter langen Rundgang mit zahlreichen integrierten Ausstellungsbereichen einige der bedeutendsten archäologischen Zeugnisse der Kölner Stadtgeschichte und des Rheinlandes: das römische Praetorium, das mittelalterliche jüdische Viertel und das Goldschmiedeviertel. Das Praetorium – Statthalterpalast und Zentrum römischer Herrschaft am Rhein – ist als Herzstück des Niedergermanischen Limes Bestandteil des UNESCO-Welterbeantrages. Mit dem Befund des jüdischen Viertels bietet sich die einmalige Gelegenheit, das Mittelalter und damit eine Epoche der deutsch-jüdischen Geschichte in den Fokus zu nehmen, die bisher in musealen Geschichtsdarstellungen vernachlässigt wird. Im neu zu errichtenden Museumsbau werden in Wechselausstellungen weitere Facetten der 2.000-jährigen Geschichte des Ortes sowie der Jüdischen Geschichte und Kultur und der internationalen Archäologie beleuchtet.
Das Museumsprojekt ist in jeder Hinsicht einzigartig, meint auch Milena Karabaic, LVR-Dezernentin Kultur und Landschaftliche Kulturpflege. So gründet es auf einer besonderen Kooperation: Die Stadt Köln baut das Museum und unterhält das Gebäude sowie das Bodendenkmal. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) erstellt das Museumskonzept, übernimmt mit der Übergabe im Jahr 2019 die Trägerschaft und führt den Museumsbetrieb. Die Grundlage für diese Kooperation bildet eine Rahmenvereinbarung, die der Landschaftssauschuss im Juli 2013 beschlossen hat. Karabaic freut sich über die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Köln. »Einmal mehr kann der LVR als anerkannter Kultur-Partner der rheinischen Städte und Kreise seine Kompetenzen maßgeblich einbringen. Gemeinsam mit der Stadt Köln schaffen wir mit dem neuen Museum einen ganz besonderen Erinnerungsort der eigenen Geschichte und einen Begegnungsort der Kulturen. Die dringendsten Aufgaben liegen in den nächsten Monaten in der Verzahnung des Ausstellungskonzeptes und der Architektur des Museumsgebäudes. Im Mittelpunkt stehen dabei die Originale, der Star ist das Denkmal.«
Thomas Otten wird die weitere inhaltliche Ausrichtung des Museums entscheidend prägen. Unter seiner Regie entsteht eine besucherorientierte Dauerausstellung, es werden Wechselausstellungen und Veranstaltungen konzipiert und Forschungsschwerpunkte gebildet. »Das wissenschaftliche Konzept nimmt besonders die jahrzehntelangen Ausgrabungen und ihre Auswertung in den Fokus. Dies ist für die Stadt- und Regionalgeschichte von enormer Bedeutung und wird sich in der inhaltlichen Konzeption der Wechselausstellungen widerspiegeln. Neue Forschungsergebnisse werden regelmäßig Eingang in die Ausstellung und Vermittlung finden«, so Otten. Zur Seite steht ihm ein neunköpfiges Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Museumsfachleuten und Verwaltungskräften, das bereits seit Sommer 2014 intensiv an der Museumskonzeption arbeitet. Die Fachleute der Archäologischen Zone mit Jüdischem Museum sind dank dieser Grundlagenarbeit schon heute gefragte Gesprächspartnerinnen und -partner in nationalen und internationalen Fachkreisen.
Für die weitere Arbeit ist die jüngste Zusage der Stadt Köln von großer Wichtigkeit: Die Räumlichkeiten unter dem Rathaus sollen für gemeinsame Veranstaltungen zur Archäologischen Zone mit Jüdischem Museum geöffnet werden. Dies versicherte Oberbürgermeisterin Henriette Reker im jüngsten Lenkungskreis Politische Vertretung, in dem Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Köln sowie des LVR sitzen.
Vorbereitet auf seine neue Aufgabe ist Dr. Thomas Otten durch einen Werdegang, der Wissenschaft, Politik und Museumsarbeit vereint. In Bonn geboren, studierte Otten Vor-und Frühgeschichte, Klassische Archäologie und Alte Geschichte in Bonn und München. Nach seiner Promotion über die Ausgrabungen unter St. Viktor zu Xanten wurde er Mitarbeiter im Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege in Bonn. Anschließend war er als Geschäftsführer des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz tätig. Zuletzt war Thomas Otten zehn Jahre lang Referatsleiter Denkmalschutz und Denkmalpflege im Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes NRW. Als Kurator war er zudem verantwortlich für die großen nordrhein-westfälischen Landesausstellungen 2010 und 2015.