Intensive Forschungen zur historischen Herkunft förderten es zu Tage: Ein antiker Siegerpokal, den mit Spyridon Louis der 1. Marathon-Sieger der Olympischen Spiele der Neuzeit (1896) und spätere griechische Nationalheld gewann, lagerte jahrzehntelang unerkannt im Archäologischen Museum der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU). Nun ist das Gefäß, ein Skyphos aus dem 6. Jahrhundert v. Chr., zurück in seiner Heimat Griechenland. Der Skyphos soll künftig einen Ehrenplatz im Museum der antiken Olympischen Spiele (auch bekannt als "Altes Archäologisches Museum") in Olympia bekommen. "In diesem Museum hat der Skyphos seinen natürlichen Platz gefunden. Es freut mich, dass die WWU dazu beitragen konnte", betonte WWU-Rektor Prof. Wessels.
"Der Skyphos hat eine überragende ideelle Bedeutung für Griechenland, dem Geburtsland der Olympischen Spiele. Das Geschenk ist für uns selbstverständlich", sagte der Direktor des Archäologischen Museums der WWU, Prof. Dr. Achim Lichtenberger, der ebenfalls an der Feierstunde teilnahm. "Sporthistorisch und moralisch betrachtet, gehört das Stück eindeutig nach Griechenland", fügte Museums-Kustos Dr. Helge Nieswandt hinzu.
Das bedeutende, mit Läufer- und Schiedsrichter-Motiven bemalte Gefäß aus Athen war als Teil der privaten "Antiken-Sammlung Peek", die das Archäologische Museum Ende der 1980er Jahre erwarb, an die WWU gekommen. Diese Sammlung besteht aus rund 70 antiken Keramik-Gefäßen, meist Schüsseln, Karaffen und Skyphoi. Sie geht auf Prof. Dr. Werner Peek (1904-1994) zurück, einem berühmten Epigraphiker und Altphilologen. Der in Bielefeld geborene Wissenschaftler lehrte unter anderem an den Universitäten Berlin und Halle. Wann und wie der Skyphos einst nach Deutschland gelangt war, ist dagegen unbekannt. Werner Peek lebte in den 1930er Jahren einige Zeit in Athen.
Entdecker des zum historischen Siegerpokal gewordenen Gefäßes, das zwischen 540 und 520 v. Chr. in Böotien (Mittelgriechenland) entstanden sein muss, ist Dr. Giorgos Kavvadias, Abteilungsleiter der Sammlungen von Vasen, Kleinkunst und Metallarbeiten im Nationalmuseum Athen. Der Archäologe hatte vor rund fünf Jahren eine Aufnahme des Skyphos in einer in Münster verfassten wissenschaftlichen Monographie über die Sammlung der Peek-Antiken entdeckt. Er fragte an und bekam sofort Unterstützung von den WWU-Wissenschaftlern bei seiner Provenienzforschung. Als er jüngst zu einem Vortrag über seine Entdeckung nach Münster kam, sagte er beim Anblick des Skyphos ergriffen: "Das ist ein Traum."
Giorgos Kavvadias hätte den Skyphos auch schon früher in Münster sehen können. Das Gefäß mit den athletischen Jünglingen stand viele Jahre unerkannt in der "Sport-Vitrine" des Archäologischen Museums. Dorthin wird der Skyphos, das sagte Giorgos Kavvadias bereits jetzt zu, auch wieder zurückkehren - als Dank in Form einer Kopie aus Athen.