Entdeckt wurde dieser wichtige Fund von Archäologen des vor kurzem gegründeten Inrap (Französisches Institut für Präventivarchäologie), die das Grundstück seit dem 15. Oktober 2002 sorgfältig untersuchen.
"In Wirklichkeit sei der Fund keine Überraschung", so Yves Le Bechennec von der "Landesregierung" der Ile-de-France, die die Ausgrabungen unterstützt, "da vorherige Analysen eine gallische Siedlung aufgespürt hatten".
Trotzdem sei die Leichendichte sehr hoch, meint der Leiter der Ausgrabungen Stéphane Marion. Der Archäologe und seine Kollegen haben auf einer Fläche von nur 800 qm über 100 Gräber ans Tageslicht gebracht. Die Gesamtzahl wird von den Wissenschaftlern auf das Doppelte geschätzt. Dank der Form der gefundenen Spangen, welche die Leichentücher zusammenhielten, konnte die Totenstadt auf das 2. und 3. Jahrhundert datiert werden.
Da das Gelände seit der Antike nie ernsthaft bewirtschaftet wurde, sind die gesamten archäologischen Schichten erhalten geblieben, ein sehr seltener Fall, den die Forscher mit Freude zur Kenntnis nahmen. Auf diese Art blieben die sterblichen Überreste vieler Kinder (die zumeist in den obersten Schichten bestattet wurden) intakt und geben den Archäologen somit die außergewöhnliche Gelegenheit die Kindermortalität dieser Epoche präzise zu bestimmen.
Neben den Spangen wurde auch Armschmuck aus Eisen und Braunkohle, sowie Gürtelschnallen entdeckt. Die Archäologen stießen bei ihren Ausgrabungen ebenso auf einen Krieger mit kompletter Ausrüstung (Schwert, Schild und Lanze), was eine Ausnahme für diesen Friedhof darstellt, auf dem sonst nur "Zivilisten" begraben wurden.
Anhand dieses spektakulären Fundes soll dieses Jahr eine weithin größere und vielversprechende Parzelle (5.000 qm) ausgegraben werden. Wie so oft in der Präventivarchäologie drängt aber die Zeit, denn bald wird auf dem Gelände des Krankenhauses ein neues Gebäude entstehen. Es bleibt für die Archäologen zu hoffen, dass sie eine Feldflasche voller Zaubertrank finden, die ihnen erlaubt den Ausgrabungsplan zeitlich einzuhalten.
Quelle: Le Monde