Der Siedlungsplatz der ältesten bäuerlichen Kultur ist schon länger bekannt und bereits archäologisch erforscht worden. Das zugehörige Gräberfeld wurde erst 2011 entdeckt und wird seitdem untersucht und dokumentiert. Die LWL-Archäologen vermuten hier mehrere hundert Gräber. Bislang wurden auf einer Fläche von knapp 2.000 qm ungefähr 100 Gräber ausgegraben und analysiert. Da der Boden aus Lösslehm dazu führt, dass den Objekten im Boden der Kalk entzogen wird, sind die Knochen der hier bestatteten Toten kaum noch erhalten. Deren Zahnschmelz blieb allerdings erhalten. Dank dieser Spuren können Lage und Ausrichtung der Bestattungen gut dokumentiert werden. Die Wissenschaftler entdeckten zudem in allen Gräbern Tongefäße oder Steingeräte, die den Toten vor rund 7.000 Jahren in die Gräber gelegt wurden - wichtige Zeugnisse, um die Kultur der Linienbandkeramik besser zu verstehen.
Die ersten Bauern Mitteleuropas
Die Epoche der Linienbandkeramik ist nach der Keramik benannt, die in dieser Zeit mit markanten Linien verziert wird. In dieser Zeit entstand die erste bäuerliche Kultur in Mitteleuropa, die den Ackerbau und die Viehzucht sowie das dörfliche Siedlungswesen und die Keramikherstellung auch nach Westfalen brachte.
Gefahr durch Bodenerosion und Ackerbau
Die weiteren Ausgrabungen im Gräberfeld von Warburg-Hohenwepel sichern nicht nur zusätzliche Erkenntnisse über diese Kultur in der Region. Sie sichern auch die Funde und Befunde vor Ort, bevor sie durch Bodenerosion und Ackerbau endgültig zerstört werden. Schon in den vorausgegangenen Grabungskampagnen konnten die Archäologen durch ihre Arbeit und naturwissenschaftliche Analysen neue Einblicke in die Lebensweise dieser frühen Bauern in der Warburger Börde gewinnen. »Die bisherigen Erkenntnisse müssen aber noch vervollständigt werden«, sagt Grabungsleiter Dr. Hans-Otto Pollmann von der Außenstelle Bielefeld der LWL-Archäologie für Westfalen, »auch dazu dient die jetzt anstehende Ausgrabung«. Die Arbeiten werden voraussichtlich bis Anfang Oktober dauern.