Ziel der diesjährigen, insgesamt 6 Wochen dauernden Kampagne unter der Leitung von Torsten Schunke M. A. war es, die außergewöhnlich wichtigen Erkenntnisse der vergangenen Jahre zu überprüfen und weitere Hinweise zu Aufbau und Alter dieses Monumentes zu finden. Insbesondere galt das Forschungsinteresse der wechselvollen Geschichte des Grabhügels seit seiner Entstehung vor nahezu 4.000 Jahren bis zu seiner Zerstörung in der zweiten Hälfte des 19. Jhs.
Der imposante Tumulus mit einem ursprünglichen Durchmesser von ca. 65 m und einer Höhe von ca. 15 m wies eine hölzerne Grabkammer auf und wurde frühestens im 19. Jh. v. Chr. errichtet. Er ist damit eindeutig jünger als das Begräbnis in dem bekannten »Fürstengrab« von Leubingen, Lkr. Sömmerda (1942 v. Chr.). Er könnte etwa zeitgleich oder etwas jünger sein als das ebenso bedeutende Fürstengrab von Helmsdorf, Lkr. Mansfeld-Südharz (1840 v. Chr.).
Der herausragende Fund dieses Jahres wirkt auf den ersten Blick unscheinbar, belegt aber die enge Einbindung der Dieskauer Fürsten in ein überregionales Kommunikations- und Handelssystem. Es handelt sich um ein wegen seiner Form so gennantes Brotlaibidol, von denen bislang aus dem südlichen Sachsen-Anhalt und Thüringen nur drei mögliche, schlecht erhaltene Vergleichsstücke bekannt sind.
Auf der Oberseite dieses länglichen Tonobjektes sind Querstriche und kleine eingestempelte Kreise zu erkennen. Im 19. – 16. Jh. v. Chr., der Zeit der frühbronzezeitlichen Fürstengräber und der Himmelsscheibe von Nebra, tauchen im südlichen Mitteleuropa, v. a. in der Slowakei, Ungarn und Norditalien, sehr ähnliche viereckige bis ovale Tontäfelchen auf, die immer wiederkehrende »Verzierungen« aus Linien und Stempeleindrücken tragen. Ihre wirkliche Funktion wird erst seit wenigen Jahren deutlich. Offensichtlich spielten diese Objekte im Fernhandel, möglicherweise von Metallen, eine Rolle. Waren sie eine Art Frachtschein oder etwa Siegelstempel als Echtheitszertifikat? Sind auf ihnen vielleicht sogar Zahlen oder andere Informationen verschlüsselt, wie wir es aus derselben Zeit von den noch komplexeren Tontäfelchen der ersten europäischen Hochkultur, der minoischen Kultur auf Kreta (»Linear A«-Schrift), kennen? Dort sind sie Zeichen eines hoch differenzierten Wirtschaftssystems und gleichbedeutend mit der Einführung der Bürokratie.
Der Fund zeigt, dass der im »Bornhöck« Bestattete mit den Eliten der Kulturen im südlichen Mitteleuropa in engem Kontakt stand. Waren und Informationen wurden über viele hundert Kilometer getauscht, ein einheitliches Zeichensystem wurde verstanden. Im Gegensatz zu den südlichen Regionen war ein solcher Kontakt allerdings nur wenigen Personen und ihrem Umfeld vorbehalten, wie die geringe Zahl an »Brotlaibidolen« nahelegt. Der im »Bornhöck« bestattete Fürst gehörte zu ihnen.
Die Untersuchungen werden voraussichtlich im nächsten Jahr fortgeführt.