Die hessische Staatsministerin Eva Kühne-Hörmann hat 488 antike Münzen aus der Zeit des so genannten bosporanischen Königreichs an den Generalkonsul der Ukraine in Frankfurt, Oleksandr Novos’olov, übergeben. „Ich freue mich, diese illegal nach Deutschland eingeführten Münzen wieder an das Land zurückgeben zu können, aus dem sie stammen“, sagte die Ministerin in Wiesbaden.
Die zum Teil sehr seltenen Gold-, Silber- und Kupfermünzen waren im Dezember 2006 durch die Autobahnpolizei in der Nähe von Alsfeld bei einer Fahrzeugkontrolle und einer anschließenden Hausdurchsuchung sichergestellt worden. Die Täter, die vom Amtsgericht Alsfeld wegen Hehlerei zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt worden sind, wollten die Münzen zur Versteigerung in ein Münchener Auktionshaus bringen.
Die Staatsanwaltschaft Gießen hat die Münzen eingezogen und an das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst als Kulturgutschutzbehörde des Landes übergeben. „Mit der Rückgabe entspricht das Land Hessen nicht zuletzt auch den Verpflichtungen, die Deutschland mit dem Beitritt zum UNESCO-Übereinkommen über Maßnahmen zum Verbot und zur Verhütung der rechtswidrigen Einfuhr, Ausfuhr und Übereignung von Kulturgut eingegangen ist“, sagte Ministerin Kühne-Hörmann.
Es handelt sich nahezu ausschließlich um Münzen des bosporanischen Königreichs, das im 5. Jahrhundert vor Christus aus griechischen Kolonien im nördlichen Schwarzmeergebiet und an den Küsten des Asowschen Meers entstand und bis in die Zeit der Völkerwanderung existierte. Zentrum dieses Reichs war die heute ukrainische Stadt Kertsch auf der Halbinsel Krim.
Das bosporanische Reich war relativ klein und hat so auch nur eine relativ geringe Anzahl Münzen geprägt. Im Vergleich zu heute bestehenden Sammlungen derartiger Münzen, etwa im Louvre in Paris oder im British Museum London, ist dieses Konvolut sehr viel größer. Aufgrund der konspirativen Vorgehensweise der Verurteilten, der Zusammensetzung der Münzen und der Lage der archäologischen Denkmalpflege in der Ukraine ist sicher, dass die Münzen aus einer schon seit dem Zweiten Weltkrieg verschollenen Museumssammlung oder aus Raubgrabungen in der Ukraine stammen.
Die Sammlung des Museums von Kertsch war beim Anrücken der Wehrmacht auf die Stadt im Zweiten Weltkrieg von den Kuratoren versteckt worden. Bei der mehrfachen Eroberung und Wiedereroberung der Stadt durch die Wehrmacht und die Rote Armee wurde Kertsch nicht nur vollständig zerstört, auch die Unterlagen über die Evakuierung des Museums wurden vernichtet. Da alle an der Evakuierung unmittelbar Beteiligten ums Leben kamen, ließ sich nach Kriegsende nicht mehr feststellen, wo die Museumsstücke versteckt worden waren. Die Sammlung – seit der Zarenzeit aus der Umgebung von Kertsch zusammengetragen – hatte in etwa den Umfang des jetzt beschlagnahmten Konvoluts und ist die einzige Sammlung bosporanischer Münzen dieses Umfangs, die vermisst wird.
Dass es sich bei den sichergestellten Münzen tatsächlich um eine Sammlung handelt, ergibt sich aus der relativ gleichmäßigen Verteilung dieser Münzen auf alle Zeiten der bosporanischen Münzedition. Das ist typisch für eine gezielte und aufbereitete Sammlung. Ein Schatzfund dagegen würde in großer Zahl Münzen enthalten, die nahe dem Zeitpunkt geprägt wurden, zu dem der Schatz verborgen wurde und nur in geringerem Umfang ältere, aber zu diesem Zeitpunkt noch im Umlauf befindliche Münzen.