Zu Beginn der Jungsteinzeit wandelten sich die Menschen von umherziehenden Jägern und Sammlern zu sesshaften Ackerbauern und Viehzüchtern. Während dieser Prozess in den fruchtbaren Lössgebieten an Rhein und Hellweg ab der zweiten Hälfte des sechsten Jahrtausends vor Christus begann, hielten die Menschengruppen in der Tieflandzone der westfälischen Bucht noch für viele Generationen an ihrem Jäger- und Sammlerdasein fest. Lange Zeit stand für die Archäologie fest, dass erst mit den Erbauern der Großsteingräber der Trichterbecherkultur um die Mitte des vierten Jahrtausends vor Christus in diesem Raum die Landwirtschaft Einzug hielt.
Ausgrabungen bei Nottuln-Uphoven, im Kreis Coesfeld an den Südosthängen der münsterländischen Baumberge, erbrachten in den 1980er Jahren jedoch Funde deutlich älterer Bauernkulturen. Um 4000 vor Christus bauten Menschen der Michelsberger Kultur eine Befestigung mit Graben, ein "Erdwerk", und importierten Silex aus dem über 200 Kilometer entfernten Maasgebiet.
2007 und 2008 führten die Westfälische Wilhelms-Universität Münster und die LWL-Archäologie für Westfalen mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft neue Ausgrabungen bei Nottuln-Uphoven durch. Gefunden wurden Siedlungsspuren der so genannten Rössener Kultur, die ab 4800 vor Christus in Süd- und Mitteldeutschland verbreitet war. Die Tongefäße waren mit Stichmustern und darin eingelegter weißer Kalkpaste verziert. Dabei lehnten sich die prähistorischen Künstler aus Nottuln-Uphoven an Trends von Rhein und Hellweg an, Räume zu denen auch wirtschaftliche Verbindungen bestanden, wie der Import von Mahlsteinen und das archäobotanische Spektrum der angebauten Getreidesorten zeigen. Wahrscheinlich wanderten die Bauern vom Hellweg sogar in die Baumberge ein und brachten ihre Lebensgewohnheit mit.
Der Siedlungsplatz wurde noch vor der Mitte des vierten Jahrtausends aufgegeben und erst um etwa 2800 vor Christus erneut besiedelt. Er spielte in der westfälischen Bucht eine wichtige Rolle für die Sesshaftwerdung der Menschen in der nordwesteuropäischen Tiefebene. Möglicherweise trafen sich hier Jäger und Bauern zum Warenaustausch, sodass über diesen "Außenposten" auch die ackerbäuerliche Lebensart nach Norden vermittelt wurde.
Die Ausstellung "Fundgeschichten NRW" präsentiert alle fünf Jahre aktuelle archäologische Funde aus Nordrhein-Westfalen. Sie ist vom 19. März bis zum 14. November 2010 im Römisch-Germanischen Museum am Roncalli-Platz in Köln und ab dem 16. April 2011 im Westfälischen Landesmuseum des LWL in Herne zu sehen.