Eine ihrer Hauptaussagen: Das Klima hat sich in den vergangenen 2000 Jahren auf der Nord- und Südhemisphäre sehr unterschiedlich entwickelt. So begann die Mittelalterliche Warmzeit im Süden mehr als 300 Jahre und die so genannte Kleine Eiszeit einige Jahrzehnte später als im Norden.
Rund 80 Forscherinnen und Forscher aus aller Welt trugen unter der Leitung des PAGES-Offices an der Universität Bern ihre Daten und Studien über vergangene Klimaentwicklungen zusammen, um sie gemeinsam auszuwerten. Sie benutzten zum Beispiel Informationen aus Meer- oder Seesedimenten, aus Gletschern, aus Tropfsteinen oder aus Jahrringen von Bäumen. Damit konnten sie erstmals die Temperaturentwicklungen der letzten 1000 bis 2000 Jahre für sieben Kontinente (Antarktis, Südamerika, Nordamerika, Australien, Asien, Europa, Arktis) rekonstruieren und vergleichen. Rekonstruktionen für Afrika mussten wegen mangelnder Daten noch ausgeklammert werden.
2006 beschlossen in PAGES vernetzte Forschende, das Klima der vergangenen 2000 Jahre in bisher nie dagewesener Qualität zu rekonstruieren. "Entscheidend war, dass wir regionale Experten in das Programm eingebunden haben, welche mit ihrem Raum absolut vertraut sind", erklärt Heinz Wanner, emeritierter Professor für Klimatologie an der Universität Bern und einer der Koordinatoren des Projekts. "Dabei wurden die mit unterschiedlichen Methoden erarbeiteten kontinentalen Rekonstruktionen mit weiteren erprobten statistischen Verfahren auf ihre Zuverlässigkeit überprüft."
Die Besonderheit der Studie liegt darin, dass sie fast alle Kontinente abdeckt und vergleicht. "Noch vor wenigen Jahren", so Dr. Ulf Büntgen von der ebenfalls beteiligten Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), "hätte man eine einzige weltweite Temperaturreihe angestrebt. Heute weiss man, wie wichtig ein besseres Verständnis der regionalen Unterschiede ist."
Obwohl die ganz grossen Entwicklungen – eine generelle Abkühlung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, gefolgt von einer Erwärmung – global auftraten, waren die Entwicklungen innerhalb der Nord- bzw. Südhemisphäre jeweils deutlich ähnlicher als zwischen den Hemisphären. Die Mittelalterliche Warmzeit auf der nördlichen Hemisphäre dauerte von etwa 830 bis 1100 – in Südamerika und Australien ist eine ähnliche Warmphase erst rund dreihundert Jahre später erfolgt, etwa von 1160 bis 1370. Eine "Kleine Eiszeit" ist grundsätzlich weltweit nachgewiesen, aber in der Arktis, Europa und Asien begann sie mehrere Dekaden früher (um 1500) als in den anderen Regionen. Und die Erwärmung im 20. Jahrhundert ist in der Nordhemisphäre rund doppelt so stark wie in der Südhemisphäre. Insgesamt war die globale Durchschnittstemperatur in den letzten 1400 Jahren wahrscheinlich nie höher als zwischen 1971 und 2000.
Die Ergebnisse wurden kürzlich in der Zeitschrift Nature Geoscience veröffentlicht.
Publikation
Continental-scale temperature variability during the past two millennia, Nature Geoscience (2013)
DOI:10.1038/ngeo1797