Die neu gefundenen Münzen lagen konzentriert in einem Umfeld, so dass man davon ausgehen kann, dass sie gemeinsam in den Boden gelangten. »Nach dem Fund der Goldmünzen im vergangenen Jahr zeigt sich einmal mehr die Bedeutung des Ortes. Hier hat ohne Zweifel ein großes Ereignis stattgefunden«, freut sich Dr. Joseph Rottmann, Geschäftsführer der Varusschlacht im Osnabrücker Land.
Um die Fragen im Kontext eines solchen Hortfundes zu klären, wird seit Beginn der Woche eine Grabung unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Salvatore Ortisi (LMU München) durchgeführt. Ortisi ist kommissarischer Leiter des Projekts der Universität Osnabrück. Die Münzen sind noch unbearbeitet und unrestauriert. Vielfach haftet Erde an den Geldstücken. Viele Münzbilder sind schwer zu erkennen, andere dagegen sind in einem äußert guten Erhaltungszustand. Schlussmünze, also die Münze mit der jüngsten Prägung, ist nach bisherigen Erkenntnissen vom Typ Caius/Lucius.
Insgesamt wurden in Kalkriese sieben Hortfunde entdeckt. Alle Münzkonvolute enden mit den Caius/Lucius-Denaren, die zwischen 2 und 1 v. Chr. geprägt wurden. Der neue Münzhort passt damit in das bisherige Münzspektrum. »Erst nach der Restaurierung können wir eine profunde Bestimmung der Funde vornehmen und die Münzen besser einordnen. Vielleicht sind Inschriften oder Stempel erkennbar. Es bleibt also spannend«, erklärt der Archäologe und örtliche Grabungsleiter Marc Rappe.
»Die jetzige Grabung können wir Dank der jahrelangen Förderung im Rahmen des Kooperationsvertrages mit dem Land Niedersachsen und dem Landkreis Osnabrück umsetzen. Aufgrund von staatlichen Grabungen ist das Land Eigentümer der Funde«, erläutert Rottmann.
Wie kommt eine solche Zahl an Münzen in den Boden? Warum nur Silbermünzen? Lässt sich womöglich ein Behältnis nachweisen? Warum scheinen die Münzen verlagert zu sein und warum streuen diese in größerem Umfeld? Wie wird der Hort datiert? Viele Fragen treiben die Kalkrieser Archäologen in diesen Tagen an. Ob der Hort intentionell niedergelegt worden ist oder ob ein römischer Legionär schnell sein Erspartes verstecken wollte, bleibt genauso zu klären, wie die Art des Behältnisses. Ist es ein Teil der Truppenkasse? Mit 200 Denaren deckt man ungefähr den Jahressold eines einfachen Legionärs ab.
Die Finder der Münzen waren wie auch bei den Goldmünzen im Sommer 2016 der Grabungstechniker Klaus Fehrs und der ehrenamtliche Sondengänger Karsten Keune. »In so kurzer Zeit zwei solche herausragenden Funde zu machen, ist wirklich selten. Die mühsame Arbeit und die stetige Suche ermöglichen es, das Schlachtgeschehen in Kalkriese Stück für Stück besser nachzuvollziehen«, freuen sich Fehrs und Keune.
Last-Minute-Tip
Am morgigen Samstag, 1. April, um 13 und 15 Uhr haben Besucher die einmalige Gelegenheit, den Archäologen über die Schulter zu schauen.