Die Grabplatte aus dem 13 Jahrhundert zeigt den Klostergründer Gottfried von Cappenberg. Das Relief aus Sandstein ist 1,2 Tonnen schwer und in der Klosterkirche in Cappenberg-Selm fest eingebaut. Um dennoch dieses bedeutende Stück in der größten Mittelalterausstellung der letzten Jahrzehnte zeigen zu können, ist die Grabplatte in rund 150 Arbeitsstunden aufwändig kopiert worden.
Für Stefan Leenen, den wissenschaftlichen Projektleiter der Ausstellung „AufRuhr 1225“, ist die Grabplatte aus zwei Gründen besonders wichtig: „Auf der einen Seite zeigt die Grabplatte eindrucksvoll, wie ein Ritter des 13.Jahrhunderts gekleidet war, auf der anderen Seite gibt sie Zeugnis von einer der spektakulärsten Klostergründungen der Region. Wir zeigen die Grabplatte erstmalig so, wie sie vermutlich geplant war, nämlich in Verbindung mit dem kostbaren Barbarossa-Kopf, der in unserer Ausstellung auf der rechten Hand des Grafen platziert sein wird.“
Für die Replik dieses Exponates haben die Restauratoren das Original vor Ort mit rund 50 Kilogramm Silikon abgeformt. „Die vielen schlecht zugänglichen Stellen dieser Grabplatte haben uns an die Grenze des Machbaren gebracht“, meint Projektleiter Dirk Sander. Um aus dem weichen Silikon eine befüllbare Form herzustellen, wurde es mit einer stützenden Gipskapsel versehen und dann mit mehreren Schichten Kunstharz ausgestrichen.
In dem letzten Arbeitsschritt, der Farbretusche, wird der Kopie der letzte Schliff verliehen: Der wie neu aussehende Abguss bekommt mit Acrylfarbe eine Patina und wird so dem Original zum Verwechseln ähnlich.
Hintergrund:
Graf Gottfried von Cappenberg (ca. 1096-13.1.1127 in Ilbenstadt) war unter anderem durch seine Heirat mit der Tochter des Grafen von Arnsberg einer der einflussreichsten Adligen des 12. Jahr-hunderts. Aus Reue über seine Mitwirkung an der Zerstörung des Münsteraner Domes im Jahr 1120/ 21, der im Rahmen des Investiturstreites abgebrannt wurde, stiftete Gottfried von Cappenberg kurz nach seiner Heirat drei seiner wichtigsten Besitzungen dem Prämonstratenser-Orden unter der Leitung von Norbert von Xanten und widmete sie zu Klöstern um.
Die gesamte Familie des Grafen trat in das Kloster Cappenberg ein – sehr zum Leidwesen seines Schwiegervaters, der vor allem die Vereinnahmung der Mitgift seiner Tochter für kirchliche Belange nicht hinnehmen und die Klostergründung mit Waffengewalt verhindern wollte.
Durch die Klosterstiftungen Gottfried von Cappenbergs wurde das territoriale Gefüge der Region im 12. Jahrhundert entscheidend verändert, denn die mögliche Regionalmacht der Grafen zu Cappenberg wurde damit unwirksam und die Region blieb in Kleinterritorien zersplittert.
Das Kloster Cappenberg wurde im Jahr 1803 säkularisiert und wieder zu einem Adelssitz. Es zählt heute zum Besitz der Grafen von Kanitz und beherbergt unter anderem eine Kunstgalerie und eine Außenstelle des LWL-Museums für Kunst und Kulturgeschichte. Die ehemalige Stiftskirche ist heute Pfarrkirche St. Johannes Evangelist und steht unter der Leitung eines Prämonstratenser-Paters.