Neue Korallen-Datenbank für Klimadaten der vergangenen 2000 Jahre

Was Forschende heute über den Klimawandel wissen, basiert hauptsächlich auf instrumentellen Datenreihen der vergangenen 150 Jahre. Für einzelne Regionen existieren sehr umfassende Datensätze, für andere weniger. Das betrifft vor allem die weiten und abgelegene Gebiete der tropischen Ozeane, für die es nur wenige Daten zu vergangenen Temperaturen und dem Wasserkreislauf gibt. Bislang vorhandene Datensätze aus Korallen-Klimaarchiven wurden zusammengetragen und sind nun in der neuen PAGES (Past Global Changes) CoralHydro2k-Datenbank verfügbar.

Eine Steinkoralle im Roten Meer
Eine Steinkoralle im Roten Meer. Sie gehört zu den Flachwasserkorallen, die Forschende oft nutzen, um die Klimabedingungen der jüngeren Zeit zu rekonstruieren. (Foto: Heinz Krimmer)

So genannte Flachwasserkorallen sind in den Tropen weit verbreitet. In ihren Kalziumkarbonat-Skeletten finden sich Hinweise auf vergangene Umweltbedingungen. Klimarekonstruktionen auf der Grundlage von Korallen verwenden in erster Linie die stabile Sauerstoffisotopenzusammensetzung, die als Stellvertreter für die Meeresoberflächentemperatur und -hydrologie dient, aber auch zunehmend das Strontium/Kalzium Verhältnis, ein weiterer Stellvertreter für die Temperatur. "Die neue Datenbank ist maschinenlesbar, standardisiert und aktiv kuratiert", erklärt dazu Mit-Initiator Dr. Thomas Felis vom MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen.

Die Gruppe der internationalen Autorinnen und Autoren, darunter Dr. Jessica Hargreaves vom MARUM sowie Dr. Thomas Felis, trifft sich regelmäßig bereits seit über fünf Jahren. Über virtuelle Gespräche und Treffen – vor allem während der Corona-Pandemie – hat sich die Gruppe immer besser vernetzt. Das Ergebnis ist die CoralHydro2k-Datenbank. Sie umfasst begutachtete Veröffentlichungen und vor allem Datensätze korallenbasierter Klimaaufzeichnungen aus den vergangenen 2.000 Jahren. Gerade diese Zeitspanne ist laut Team insofern relevant, um die menschengemachten Klimaveränderungen der vergangenen etwa 150 Jahre mit tiefgreifenden Auswirkungen auf Gesellschaften, Volkswirtschaften und Ökosysteme vor dem Hintergrund der natürlichen Klimavariabilität der vorindustriellen Zeit abbilden und verstehen zu können. Aus diesem Grund seien regionale Trends der Vergangenheit so relevant. "Diese Korallen-Datensätze", heißt es in der Publikation zur Datenbank, "werden in Verbindung mit Klimasimulationen entscheidend dazu beitragen, unser Verständnis der Klimavariabilität der vergangenen 2.000 Jahre und ihrer Dynamik zu verbessern."

Tropische Korallendaten können für eine umfassende Klimarekonstruktion mit anderen hochauflösenden Klimaarchiven wie Baumringen, Speläothemen oder Eisbohrkernen kombiniert werden, um vergangene und gegenwärtige Wechselwirkungen zwischen Ozean, Atmosphäre und Land zu untersuchen. Insbesondere ermöglicht die neue CoralHydro2k Datenbank somit globale Vergleiche von Paläoklima-Rekonstruktionen unterschiedlicher Archive.

"Angesichts der vom Menschen verursachten Klimakrise ist die Verbesserung unserer Kenntnisse über den globalen Wasserkreislauf von entscheidender Bedeutung, da Wasser für das Leben auf unserem Planeten unerlässlich ist. Die neue Coralhydro2k-Datenbank ist eine wertvolle Ressource für die Gemeinschaft und wird zweifellos neue und relevante Forschungsarbeiten anregen", sagt Dr. Lukas Jonkers vom MARUM, einer der Koordinatorinnen und Koordinatoren des 2k-Netzwerks und Mitglied des PAGES-Steering Committee. "Die Datenbank ist ein weiteres Beispiel in einer langen Liste von PAGES-2k-Datenprodukten, die gemeinsam den Wert von Paläodaten durch Synthese erhöhen. Herzlichen Glückwunsch, Team Coralhydro2k!"

Publikation

Rachel M. Walter, Hussein R. Sayani, Thomas Felis, et al.

The CoralHydro2k database: a global, actively curated compilation of coral δ18O and Sr ∕ Ca proxy records of tropical ocean hydrology and temperature for the Common Era

Earth Syst. Sci. Data. 24.5.2023
DOI: 10.5194/essd-15-2081-2023

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