ArchaeoMontan - Bergbauforschung im Grenzbereich

Ein groß angelegtes Projekt erforscht Archäologie und Geschichte des Bergbaus im Erzgebirge beiderseits der deutsch-tschechischen Grenze unter Beteiligung von sieben Partnern aus Tschechien und Sachsen.

Agricola Holzschnitt
Der Holzschnitt aus Georg Agricolas Werk »De re metallica libri XII« von 1556 zeigt Bergleute bei der Suche nach Erz.

Vor vier Jahren ließ die Entdeckung archäologischer Funde in einem mittelalterlichen Silberbergwerk im sächsischen Dippoldiswalde die Fachwelt aufhorchen. Vorzüglich erhaltene Werkzeuge, Leitern und Haspeln aus Holz datierten in die Zeit um 1185 n. Chr. und damit nur wenig nach der ersten schriftlichen Erwähnung des Bergbaus im sächsischen Freiberg im Jahr 1168. Noch nie zuvor waren in Europa derart vollständige Schächte, Stollen und Gänge aus dieser Zeit in unberührtem Zustand entdeckt worden – von den archäologischen Funden ganz zu schweigen. Sächsische Archäologen erkannten die Sensation und machten die Montanarchäologie zu einem der Schwerpunkte ihrer Arbeit.

Der erzgebirgische Bergbau ist seit fast 850 Jahren von identitätsstiftender und kultureller Bedeutung. Noch heute wird die Tradition sehr lebendig gepflegt. Mit der nun erfolgten Bewilligung des Ziel 3- Projektes »ArchaeoMontan - Mittelalterlicher Bergbau in Sachsen und Böhmen« wird seine Erforschung auf eine neue Stufe gehoben. Mehr als 25 Fachleute widmen sich beiderseits der Grenze für die Dauer von drei Jahren der Erkundung, Erfassung und Erforschung von Altbergbau-Relikten ausgewählter Untersuchungsregionen im gesamten Erzgebirgsraum. Beteiligt sind Archäologen, Grabungstechniker, Historiker, Vermessungsingenieure, Geologen, Geologen, Mineralogen, Restauratoren und Museologen. Im sächsischen Landesamt für Archäologie wurden hierfür 10 neue Stellen geschaffen. Es ist derzeit eines der größten Forschungsvorhaben im Bereich der europäischen Montanarchäologie.

Sogenannter »Lead-Partner« des Projektes ist das Landesamt für Archäologie Sachsen unter Projektleitung von Dr. Christiane Hemker, die bereits den Forschungsschwerpunkt Montanarchäologie verantwortet. Weitere Projektpartner sind das sächsische Oberbergamt, die Große Kreisstadt Dippoldiswalde, die Jan-Evangelista-Purkyne-Universität in Ústí nad Labem, das Museum Karlovy Vary (Karlsbad), der tschechische Geologische Dienst und das Institut für archäologische Denkmalpflege in Most.

Die aktuellen Forschungsergebnisse werden regelmäßig im Internet sowie in Publikationen, internationalen Fachtagungen und Workshops vorgestellt. Weiteres Ziel ist der Aufbau eines Forschungsnetzwerkes, das in den kommenden Jahren die erfolgreiche Zusammenarbeit der sächsischen und tschechischen Partner auf dem Gebiet der Montanarchäologie gewährleistet.

Ein Höhepunkt des Projektes wird sicherlich die  Sonderausstellung »Archäologie des mittelalterlichen Bergbaus in Sachsen und in Böhmen« mit Funden aus dem Untersuchungsgebiet. Sie wird ab Mitte 2014 zunächst in Jachymov und Dippoldiswalde sowie anschließend an verschiedenen Orten der beteiligten Projektregionen zu sehen sein.

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