Gold im Maisfeld

Das Tübinger Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters und das baden-württembergische Landesamt für Denkmalpflege in Esslingen haben ihre Siedlungsgrabungen im Bereich der Heuneburg fortgesetzt. Bei einer Feldbegehung stießen die Forscher überraschend auf einen spektakulären Fund

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: Etwa zweieinhalb Kilometer von der Heuneburg entfernt entdeckten sie auf einem nahezu verebneten Grabhügel eine goldene Fibel. Dabei handelt es sich um das Bruchstück einer mit Goldfolie überzogenen Gewandspange aus Bronze. Die Fibel stammt aus der späten Hallstattzeit zwischen dem 6. und 5. Jahrhundert v. Chr.

Bei der näheren Untersuchung der Fundstelle entdeckten die Wissenschaftler eine durch Ackerbau schon weitgehend zerstörte Grabanlage mit erstaunlich reichen Beilagen: Neben einer zweiten goldenen Fibel fanden sie bronzenen Ringschmuck, mehrere kleinere Bronzegegenstände sowie Reste einer mehrteiligen Halskette. Die bedeutendsten Funde aus dem nur noch schlecht erhaltenen Grab sind aber zwei Anhänger aus Gold, deren Verzierung mit Filigranmustern auf eine etruskische Herkunft schließen lässt.

Die Forscher stießen bei ihren Grabungen auch auf letzte Überreste der Person, die in dem entdeckten Grab bestattet worden war. Den Beigaben zufolge gehen die Wissenschaftler davon aus, dass es sich dabei um eine Frau gehandelt hat, die wahrscheinlich in einem hölzernen Sarg beigesetzt wurde. Das Skelett war im sauren Boden nahezu vollständig vergangen. Anhand der erhaltenen Zahnschmelzkappen konnte jedoch die Position des Kopfes der Toten bestimmt werden. Rings um den Kopf herum wurden die Grabbeigaben gefunden, die Fibeln befanden sich im Bereich der Schultern.

Das Umfeld der Heuneburg im Landkreis Sigmaringen gilt als ein bedeutender und zentraler frühkeltischer Ort an der oberen Donau. Der Fundort des Grabes ist seit langem als Grabhügelfriedhof aus der späten Hallstattzeit zwischen dem 5. und 6. Jahrhundert v. Chr. bekannt. Mit Ausnahme des größten Hügels, der wohl aufgrund seiner Ausmaße von den Folgen des Ackerbaus verschont blieb, sind aber alle Tumuli weitgehend verebnet. Der Friedhof ist - ebenso wie andere Grabhügelfriedhöfe im Bereich der Heuneburg - ein Beleg für den sozialen Aufstieg einzelner Bauernfamilien. In der damaligen Zeit verdeutlichten die führenden Familien ihren sozialen Rang durch prunkvolle Grabausstattungen. Auch die Art der Begräbnisse und die teilweise riesigen Grabhügel unterstrichen die jeweilige gesellschaftliche Position des Verstorbenen. So lassen die mit Goldblech überzogenen Bestandteile von Trachten und die goldenen Anhänger, die in dem neu entdeckten Grab gefunden wurden, erahnen, welcher Aufwand bisweilen bei solchen Bestattungen betrieben wurde.