Urgeschichtliche Siedlungsspuren in Borgholzhausen entdeckt

Im Vorfeld des Baus einer neuen rund acht Kilometer langen Höchstspannungsleitung zwischen Hesseln und Borgholzhausen erforscht seit mehreren Wochen ein Ausgrabungsteam ein Areal nordöstlich von Borgholzhausen (Kreis Gütersloh), nördlich der Bielefelder Straße. Fachlich begleitet wird es dabei vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Auch wenn die Grabung noch nicht abgeschlossen ist und die Auswertung der Funde noch aussteht, deuten die zahlreichen Bodenverfärbungen, einige Keramikscherben und Feuersteinklingen bereits an, dass die Archäologinnen und Archäologen an dieser Stelle auf eine urgeschichtliche Siedlung gestoßen sind.

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Lange Sondageschnitte führen den Hang in der Goldbrede hinauf
Lange Sondageschnitte führen den Hang in der Goldbrede hinauf. (Foto: LWL-AfW/A. Wibbe)

Wie alt die Siedlungsstelle genau ist, lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Doch deutet eine reich verzierte Keramikscherbe auf eine jungsteinzeitliche Nutzung des Areals hin. "Spätestens im 4. Jahrtausend v. Chr. wurden die Menschen hier sesshaft und lebten von Ackerbau und Viehzucht. Die Dorfgemeinschaften siedelten insbesondere in der Nähe von Gewässern und auf fruchtbaren Böden, die für den Ackerbau günstig waren", berichtet Dr. Sven Spiong, Leiter der Außenstelle Bielefeld der LWL-Archäologie für Westfalen. "Für die Region ist das ein besonderer Fund." Bislang seien nur wenige Spuren der frühen Bauern aus der Jungsteinzeit in diesem Raum bekannt, so Spiong weiter.

Lange Sondageschnitte führen jetzt den Hang in der Goldbrede hinauf, wo ein Abschnitt durch die Amprion GmbH teilerdverkabelt wird, um den geschlossenen Siedlungsbereich der Stadt Borgholzhausen zu umgehen. Archäologinnen und Archäologen können in diesem Bereich in die Vergangenheit blicken, denn immer wieder stoßen sie im Boden auf dunkle Verfärbungen im gelben Lehm. Es sind die Spuren verfüllter Pfostenlöcher ehemaliger Holzhäuser und weitere Gruben einer seit Jahrtausenden verlassenen Siedlung. Der anhaltende Regen der vergangenen Wochen stellt das Grabungsteam vor Herausforderungen. "Es bilden sich in den Grabungsflächen schnell Rinnsale, die den Hang hinunterfließen und ganze Bereiche unter Wasser setzen", so Grabungsleiter Christian Schacht. Dennoch kämen die Untersuchungen gut voran. Als nächstes soll ein langer Graben untersucht werden, dessen Funktion noch unklar ist.

Der Frage, ob die bereits aufgedeckten Verfärbungen zu einer Siedlung aus der Jungsteinzeit gehören, will das Ausgrabungsteam in den kommenden Wochen mit Spaten und Naturwissenschaften nachgehen. Dies soll unter anderem mit Hilfe von Holzkohle aus den Verfärbungen geschehen. Mit der sogenannten Radiokohlenstoffdatierung kann ihr Alter und somit auch das der Verfärbungen bestimmt werden.

Von diesen C14-Datierungen verspricht sich das Team der LWL-Archäologie für Westfalen einen Einblick in den zeitlichen Ablauf vom Ausgreifen der ersten jungsteinzeitlichen Siedler ausgehend von den großen Lössbodenarealen am Hellweg und bei Minden, wo bereits am Ende des 6. Jahrtausend v. Chr. sesshafte Menschen über mehrere Jahrhunderte in Siedlungen mit mehreren Häusern lebten.

Wolfgang Schaar präsentiert die reich verzierte Scherbe aus der Jungsteinzeit
Wolfgang Schaar präsentiert die reich verzierte Scherbe aus der Jungsteinzeit. (Foto: LWL-AfW/S. Spiong)