Neue Ausgrabungen in der 5.000 Jahre alten Moorsiedlung Hunte 1

Auf dem Areal der Ende der 1930er Jahre von Hans Reinerth freigelegten neolithischen Moorsiedlung nördlich des Dümmer Sees finden neue Ausgrabungen statt.

Nachrichten durchblättern
Ausgrabung Hunte 1
Ausgrabung in der Moorsiedlung Hunte 1. Foto: NLD

Ein in ganz Norddeutschland einmaliger und in archäologischen Fachkreisen berühmter Fundplatz ist die jungsteinzeitliche Moorsiedlung Hunte 1, die nördlich des Dümmer Sees im Niedermoor liegt. Zwischen 1938 und 1940 wurde hier ein ganzes Dorf ausgegraben und dabei 24 Häuser freigelegt, die von einer Palisade umgeben waren. Dank der besonderen Erhaltungsbedingung im ständig wassergesättigten Niedermoor blieb ein Teil der Bauhölzer und des Dorfzaunes über 5.000 Jahre erhalten. Bei den Ausgrabungen entdeckten die Ausgräber rund um den Archäologen Hans Reinerth knapp 40.000 Fundobjekte aus dem täglichen Leben der Dorfbewohner, Geräte aus Feuer- und Felsgestein, mehrere tausend Keramikscherben, hunderte Knochen-, Geweihartefakte und sogar Holzwerkzeuge und Schmuckstücke aus Bernstein.

Heute ist der Dümmer, der zweitgrößte See Niedersachsens, ein beliebtes Ferienziel. Bereits in prähistorischer Zeit zog der See die Menschen aus nah und fern geradezu magisch an. Sowohl für die späten Jäger und Sammler der Mittelsteinzeit, als auch für die frühen Bauern und Viehzüchter der Jungsteinzeit waren die Seeufer und insbesondere die Uferzonen der Hunte, die den Dümmer von Süden nach Norden durchströmt, ein bevorzugtes Areal für Siedel- und Lagerplätze. Verschiedene Biotope – See, Seeufer mit Schilfzonen, Fluss und Bruchwald grenzten aneinander und gewährten ein breites Nahrungsangebot. Mit dem Einbaum war der Platz gut zu erreichen, gleichzeitig boten Hunte und Weser einen vom Wiehengebirge bis zur Nordsee reichenden Wasserweg. Die Moorsiedlung Hunte 1 ist daher nur einer von zahlreichen archäologischen Fundplätzen – wenn auch der berühmteste.

Im Rahmen eines Kooperationsprojektes zwischen dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege und der Christian-Albrechts-Universität Kiel, das sich in einem Sonderforschungsprogramm speziell mit gesellschaftlichen Veränderungen und Transformationsprozessen befasst, wird das Areal derzeit erneut untersucht, auch um mit Hilfe interdisziplinärer naturwissenschaftliche Untersuchungen neue Erkenntnisse zu dem vor über 80 Jahren zu großen Teilen ausgegrabenen Fundplatz und den Lebens- und Umweltverhältnissen seiner damaligen Bewohner zu gewinnen.