Fortsetzung der Ausgrabungen an der Fundstelle des ältesten Goldfundes Südwestdeutschlands

Neues Ausgrabungsprojekt des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart unter Beteiligung von Freiwilligen

Vor knapp einem Jahr wurde bei Ausgrabungen im Hinterland des Kirchbergs von Ammerbuch-Reusten das Grab einer jungen Frau aus der Frühen Bronzezeit freigelegt. Einzige Grabbeigabe war ein kleiner Goldring, der als bislang ältestes Goldartefakt Südwestdeutschlands identifiziert werden konnte. Die Erhaltung des Skeletts war aufgrund der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung des Ackergeländes stark in Mitleidenschaft gezogen. Nun sollen die restlichen archäologischen Befunde dokumentiert werden, bevor sie vollends dem Pflug zum Opfer fallen.

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Frühbronzezeitliches Goldspiralröllchen
Das Spiralröllchen aus Golddraht fand sich als Beigabe in einem frühbronzezeitlichen Frauengrab in Ammerbuch-Reusten. Quelle: Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart/Yvonne Mühleis

»Es hat sich gezeigt, dass an dieser hochkarätigen Fundstelle dringender Handlungsbedarf geboten ist, bevor die letzten Reste der archäologischen Befunde vollends schleichend zerstört werden«, sagt Dr. Jörg Bofinger, Leiter des Referats Operative Archäologie am LAD. Gemeinsam mit Dr. Marc Heise von der Tübinger Dienststelle des LAD leitet er das neue, auf zwei Jahre angesetzte Ausgrabungsprojekt, bei dem es darum geht, weitere archäologische Funde und Strukturen, zu denen auch jungsteinzeitliche Siedlungsreste gehören, freizulegen, zu dokumentieren und somit für die Wissenschaft zu erhalten. 

»Wir werden das Projekt unter Beteiligung von Freiwilligen und an der Archäologie interessierten Bürgerinnen und Bürgern durchführen«, erläuterte Dr. Marc Heise das weitere Vorgehen. So soll auch interessierten Laien die Möglichkeit geboten werden, unter fachkundiger Anleitung an archäologischen Ausgrabungen teilzunehmen und so Archäologie vor Ort zu erleben und die Ausgrabungen zu unterstützen. 

»In der archäologischen Denkmalpflege spielt ehrenamtliches Engagement traditionell eine wichtige Rolle und wird auch während des laufenden Projektes die Basis der Ausgrabungstätigkeiten darstellen«, ergänzt Herr Dr. Bofinger.

Im Vorfeld wurde durch geomagnetische Erkundungen festgestellt, dass im Boden noch zahlreichen Befunde zu erwarten sind: Möglicherweise werden jungsteinzeitliche Siedlungsspuren Aufschlüsse auf die Siedlungsaktivitäten der ersten Bauern im Land während des 6. und 5. Jahrtausends v. Chr. ergeben. Ob sich auch weitere Gräber aus der Bronzezeit im Acker erhalten haben, soll ebenfalls durch die Ausgrabungen geklärt werden.

»Wir sind sehr froh, dass uns der Grundstückseigentümer die Möglichkeit eingeräumt hat, die Parzelle flächig zu untersuchen. Dieses Entgegenkommen ist keine Selbstverständlichkeit«, betont Dr. Marc Heise. Die Entdeckung der ersten ausgepflügten Skelettreste geht dabei auf Aktivitäten eines ehrenamtlichen Mitarbeiters der archäologischen Denkmalpflege, Achim Lehmkuhl, zurück, der seit vielen Jahren die reiche Fundlandschaft im Hinterland des Kirchbergs von Reusten systematisch begeht.

Ab Mitte September 2021 wird die Fundstelle abschnittsweise aufgedeckt werden, die örtliche Grabungsleitung liegt in den Händen von Lea Valcov, die bereits bei den letztjährigen Ausgrabungen das Team der Studierenden betreute.

Weitere Informationen zum Grabungsprojekt sind auf der Internetseite der Gesellschaft für Archäologie in Württemberg und Hohenzollern e.V. zu finden.