Frühmittelalterliche Gräber und bronzezeitliche Feuergruben in Cham-Oberwil entdeckt

Bei den jüngsten Rettungsgrabungen im Kiesabbaugebiet von Cham-Oberwil im Schweizer Kanton Zug wurden drei frühmittelalterliche Gräber entdeckt. Sie sind rund 1300 Jahre alt und waren schlecht erhalten, was ihre Entdeckung umso bemerkenswerter macht. Feuergruben liefern neue Erkenntnisse über die Tätigkeiten bronzezeitlicher Menschen dieser Gegend.

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Gürtelschnalle 7. Jh.
Teil einer Gürtelschnalle aus dem 7. Jahrhundert. Auf der Gürtelschnalle, am rechten Rand, haben sich durch Rost geschützt Leder und Stoffreste erhalten. Foto: Maria Ellend, Archiv Amt für Denkmalpflege und Archäologie

Die Zuger Archäologie begleitet den Kiesabbau in Cham-Oberwil seit den 1990er Jahren. Die koordinierte Planung mit dem Kiesabbau stellt sicher, dass es trotz den archäologischen Rettungsgrabungen zu keinen Verzögerungen kommt. Auch in der diesjährigen Kampagne fanden sich zahlreiche Funde und Befunde aus unterschiedlichen Epochen.

Ein Schwert, eine Schnalle und Skelettreste

Die Fachleute stiessen auf drei frühmittelalterliche Gräber. Das erste entdeckte Grab enthielt nicht nur Skelettreste der darin bestatteten Person, sondern auch farbige Glasperlen. In einer zweiten Grube waren kaum mehr Skelettreste erhalten, stattdessen stiess man dort auf ein rund 80 Zentimeter langes Schwert und eine eiserne Gürtelschnalle. Gleich daneben kam eine dritte, etwas kleinere Grube zum Vorschein, die neben Glasperlen auch sämtliche Zähne einer jungen Frau enthielt; die übrigen Knochen waren bereits vollständig zersetzt. Alle drei Gräber gruppieren sich in der Nähe einer grossen Steinkonstruktion in Hufeisenform mit einem Durchmesser von über 10 Metern. Dazu Gishan Schaeren, Abteilungsleiter Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie: »Die Gräber waren allesamt sehr schlecht erhalten und nur schwierig zu entdecken. Die Funde bieten einen faszinierenden Einblick in das Leben der ländlichen, aber dennoch nicht armen Bevölkerung vor rund 1300 Jahren«.

Feuergruben mit verbrannten Knochensplittern

Im Weiteren stiessen die Fachleute auf mehrere Feuergruben, die mit dicht aneinander liegenden Hitzesteinen – also im Feuer zersprungenen Steinen - bestückt waren und verkohlte Hölzer enthielten. Die Gruben stammen aus der Bronzezeit (2200-850 v. Chr.), und reichten teilweise noch bis 25 Zentimeter tief in den Boden. Ein vorgefundener Brandrötungssaum lässt darauf schliessen, dass die Hitzeentwicklung innerhalb der Grube stark gewesen sein muss, denn nur dann wird der umgebende Boden wie Ton gebrannt und rötlich verfärbt. Die Feuergruben enthielten zahlreiche verbrannte Knochensplitter. Unklar ist, ob es sich um tierische oder auch um menschliche Überreste handelt. Die Verwendung der Gruben bleibt deshalb vorerst noch rätselhaft. Die Besiedlung des Gebietes durch die Kelten (450-58 v. Chr.) wird durch neue Funde bestätigt: etwa durch das Fragment eines Glasarmrings, eine Silbermünze mit stilisiertem Menschenkopf sowie eine mit eingraviertem Fabelwesen versehene Bronzemünze.

Bronzezeitliche Feuergrube
Fachmann Hisham Zobair beim Freilegen des Grabes eines frühmittelalterlichen Kriegers aus der Zeit um 700 n. Chr. Deutlich erkennbar in der Bildmitte ist das erhaltene Eisenschwert. Foto: David Jecker, Archiv Amt für Denkmalpflege und Archäologie